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Keine Kunst fürs Wohnzimmer

Keine Kunst fürs Wohnzimmer

Ihre intensivste Schaffensphase erlebte Brunhilde Köpperschmidt in den 1980er Jahren. Werke von damals sind heute wieder sehr aktuell.

Damit ist nicht der sowieso zeitlose Stil ihrer Aquarelle und Keramiken gemeint, sondern deren Inhalte. Eine riesige Personengruppe zeigt Menschen auf der Flucht – ein Thema, in den frühen 1980er Jahren genauso brisant wie dieser Tage. Ein anderes Bild, datiert 1979, zeigt ein Braunkohlekraftwerk der Region. Heute steht es in Bezug zu Energiewende und Kohleausstieg.

Eine Auswahl solcher Bilder zeigt die mittlerweile 82 Jahre alte Künstlerin jetzt im Ratssaal der Stadt Korschenbroich, ergänzt durch Keramiken im Foyer des Verwaltungsgebäudes. „Häufig korrespondieren meine Werke. Zu vielen meiner Bilder gibt es auch eine Skulptur“, sagt Köpperschmidt. Künstlerisch tätig ist die gebürtige Mülheimerin, die 1960 aus dem Ruhrgebiet nach Korschenbroich zog, schon immer gewesen. Doch erst als die eigenen Kinder alt genug waren, nahm sie 1975 ein Studium in Malerei und Keramik an der Kunstakademie Düsseldorf und an der Fachhochschule Krefeld auf. 1979 folgte zudem eine Gesellenprüfung als Keramikerin. Ihr Wissen gab sie über 25 Jahre in zahlreichen Kursen an den Volkshochschulen Kaarst-Korschenbroich und Dormagen weiter. Ausstellungen im In- und Ausland zeichnen in ihre Vita aus. Ein Höhepunkt darunter ist die Weltausstellung „Concorso Internazionale della Ceramica Faenza“ in Italien.

Zu Hause, im Herzen vom Ortsteil Korschenbroich, hat sie sich ein Atelier mit eigenem Brennofen eingerichtet. „Mit Blick in den Garten, und so entstehen in freundlicher Atmosphäre meine nicht immer so freundliche Arbeiten“, sagt die Künstlerin. Denn: „Mein bevorzugtes Thema ist der Mensch – auch oder gerade in seiner Unvollkommenheit. Meine Werke beschäftigen sich immer mit der Vergänglichkeit, dem Zerbrechlichen und dem Nicht-Perfekt-sein. Es sind keine Bilder fürs Wohnzimmer“, erläutert sie. Ihre Werke sollen also kein reines Schmuckstück sein.

Ihre aktuelle Ausstellung gehört zur Reihe „Kunst im Rathaus“ von Stadt und „Freundeskreis für Kunst und Kultur“. Brunhilde Köpperschmidt ist in dieser Serie die vierte Künstlerin seit März 2015, als Angel Richter mit seinen Bildern den Rathausneubau zur Galerie machte. Es folgten bislang Beuys-Schüler Michael Beckers und Marlies Blauth.

(StadtSpiegel)