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Kunst, die anprangert

Kunst, die anprangert

Sie haben eine der renommiertesten Auszeichnungen für Fotografen erhalten (UNICEF-Foto des Jahres), sehen sich aber weniger als Künstler, sondern mehr als Fotojournalisten. Trotzdem ist die Ausstellung "Wanna have love?

!" die bedeutendste Aktion bei "Kunst im Kern" am kommenden Samstag. Die Vernissage findet bereits heute statt.

Ausstellungsort ist das ehemalige Schlecker-Lokal an der Bahnstraße 14. Eigens für die Ausstellung hat der große Geschäftsraum einen neuen Anstrich erhalten. "Der Raum passt besser zu den Bildern als 'ne schnieke Galerie, an deren Wänden sonst Tausende Euros hängen", sagt Stefan Finger. Denn die Fotos wurden auf den Philippinen aufgenommen und sollen den weltweiten Sextourismus und dessen Folgen anprangern. Australier, Europäer und Amerikaner besuchen den armen Inselstaat gerne, um dort für wenig Geld Sex zu kaufen — auch von Minderjährigen und Kindern.

Sozialkritische Themen liegen dem Willicher Fotografen Stefan Finger am Herzen. Schon direkt nach dem Abitur hat er eine große Fotoreportage in Zogoree gemacht, der Partnerstadt von Willich in Burkina Faso. 2012 hat er dann in Cebu auf den Philippinen Menschen fotografiert, die ihr Leben auf einer Müllkippe fristen müssen. Dort lernte er einen Pfarrer kennen, der kostenlos Kondome an Prostituierte verteilte, nicht nur zum Schutz gegen Geschlechtskrankheiten, sondern auch zur Empfängnisverhütung. Denn Kinder mit weißer Hautfarbe werden heute auf den Philippinen so ausgrenzt, wie Kinder mit schwarzer Hautfarbe im Nachkriegsdeutschland.

Seine Lebensgefährtin und Kollegin Insa Hagemann, der er hiervon erzählte, bildete dann die treibende Kraft für die preisgekrönte Reportage "Wanna have love?!". Dass die Bilder ab heute Abend 18 Uhr bis zum 6. September in Willich zu sehen sind, ist der Firma Canon zu verdanken, welche die großformatigen Kunstdrucke auf Vermittlung der Willicher Wirtschaftsförderin Ursula Preuß gesponsert hat. Zur Vernissage kommt auch der Tatort-Schauspieler Joe Bausch, der sich mit seinen Kollegen im Tatortverein ebenfalls für die Opfer des Sextourismus einsetzt.

(StadtSpiegel)