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„Lebe unerschrocken, Clark!“

„Lebe unerschrocken, Clark!“

Die tragische und bittersüße Liebesgeschichte zwischen Lou und Will hat als Buch bereits Millionen Leser begeistert. Jetzt kommt die Verfilmung von Jojo Moyes Bestseller „Ein ganzes halbes Jahr“ ins Kino.

Können Sie sich vorstellen, wie Sie reagieren würden, wenn Ihr Leben auf den Kopf gestellt wird? Und ich meine nicht im positiven Sinne: ich meine, von einem aktiven, freien Leben zu einem Dasein, gefesselt an den Rollstuhl und angewiesen auf die Hilfe anderer. Genau das passiert Will Trainor (Sam Claflin, The Hunger Games). Der junge Banker ist nach einem Motorradunfall vom Hals abwärts gelähmt und hat jegliche Freude am Leben verloren.

Das komplette Gegenteil des zynischen Will ist der Wirbelwind Louisa „Lou“ Clark (Emilia Clarke, Game of Thrones). Mit Aushilfsjobs unterstützt sie ihre Familie so gut sie kann und verliert dabei niemals ihre gute Laune. Auch nicht, als sie den Job auf dem Anwesen der Trainors annimmt, wo sie die Pflegerin und Gesellschafterin Wills wird. Die zarte Freundschaft und schließlich Liebesgeschichte, die sich zwischen den beiden entwickelt, ist bittersüß.

Wer Romanzen mag, wird „Ein ganzes halbes Jahr“ sicherlich verschlungen haben und sich nun auch den Film ansehen. So herzergreifend die Geschichte auch ist, so häufig habe ich doch die Augen verdrehen müssen. Aus ihrer Rolle als Daenerys Targaryen in Game of Thrones weiß man, dass Emilia Clarke anders kann und so kann es nur am bescheiden ausgearbeiteten Charakter liegen, dass Lou einem schon nach kurzer Zeit auf die Nerven geht. Was zuerst süß und ein bisschen spleenig wirkt, ist nach fünf Minuten bereits anstrengend. Ihre konstant weit aufgerissenen Rehaugen, ihr zur Grimasse erstarrtes breites Grinsen und vor allem ihre Naivität lässt beim Zuschauer den Wunsch aufkommen, sie einmal kräftig zu schütteln.

Zu Lous Ehrenrettung muss man sagen, dass sie es schafft, Wills zynische Hülle zu durchbrechen und ihn auch einige Male in seine Schranken weist, aber es ist Will, der ihr zeigt, dass es auch eine Welt außerhalb ihres kleinen Heimatdorfes gibt und es ist Will, der ihr deutlich macht, dass es sich lohnt Ziele und Träume zu haben und diese auch zu verwirklichen. Er geht sogar so weit, Lous Vater einen Job zu verschaffen, um sie von ihrer Verantwortung zu entbinden. „Lebe unerschrocken, Clark“ beschwört er sie und gibt ihr als ein letztes Geschenk – neben einem Berg Geld – den Wunsch mit auf den Weg, ihr Leben zu genießen und nach den Sternen zu greifen.

Trotz seiner Fehler schafft der Film doch eines: als Zuschauer hofft man auf ein Happy End für Lou und Will. Da verzeiht man dann vielleicht doch die naiven Rehaugen Lous und die zu Schablonen reduzierten Nebencharaktere – die ganz nebenbei hervorragend besetzt sind. Brendan Coyle (Downton Abbey) als Lous Vater, Matthew Lewis (Neville Longbottom in den Harry Potter Filmen) als ihr Freund, Charles Dance (The Imitation Game, Game of Thrones) als Wills Vater oder Lous Schwester Katrina (Jenna Coleman, Doctor Who), um nur ein paar zu nennen, bilden ein hochkarätiges Ensemble, das aber leider unter Wert verkauft wird.

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„Ein ganzes halbes Jahr“ wird die Fans des Buches ohnehin und sicherlich noch einige mehr – wie mich – ins Kino locken. „Großes Kino“ sieht aber anders aus. „Ein ganzes halbes Jahr“ ist eher eine durchschnittliche Herzschmerzgeschichte mit englischem Charme.

(StadtSpiegel)