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Lebensschule mit Schlauch

Lebensschule mit Schlauch

Auch wenn’s aussieht wie bei den Profis: Die Jugendfeuerwehr steht in erster Linie für sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Der Florianer-Nachwuchs ist nicht bei echten Einsätzen dabei, mit den Grundkenntnissen der Feuerwehrarbeit werden sie aber vertraut gemacht.

Wasserfontänen über der Niers sieht man nicht alle Tage, und wie viele, die an diesem frühen Sommerabend unterwegs sind, ist auch Shawn immer wieder angetan von dem hohen und sichtlich kraftvollen Strahl: „Die Nassübungen sind das Beste.“ Gleich danach, meint der 13-Jährige, komme der Zusammenhalt in der Gruppe: „Oder eigentlich ist beides das Beste.“ Shawn ist seit zwei Jahren Mitglied der Jugendfeuerwehr Rheydt, die im Sommerhalbjahr montags (im Winterhalbjahr steht die Theorie im Vordergrund) zur Übung an die Niers ausrückt – im Katastrophenschutzfahrzeug mit schwerem Gerät an Bord, in geputzten Stiefeln und gebügelten Polohemden.

Arnd Schippers lächelt: „Das äußere Erscheinungsbild gehört dazu.“ Der Oberbrandmeister und Jugendwart freut sich über den disziplinierten Eindruck, den die junge Truppe macht und bestätigt: „Das sieht nicht nur so aus. Ohne Disziplin geht hier gar nichts.“ Denn auch wenn der Florianer-Nachwuchs nicht bei „echten“ Einsätzen mitwirkt, mit den Grundkenntnissen der Arbeit der Feuerwehr, erklärt Arnd Schippers, werden die Jungen und Mädchen vertraut gemacht – und die sind nicht nur aufgrund der Technik anspruchsvoll: „In erster Linie geht es bei uns darum, als Gruppe stark zu sein, zu funktionieren. Respekt zu haben, Anordnungen zu befolgen.“ Feuerwehr-Wissen und Gemeinschaft werden in sportlich-spielerischer Form vermittelt und gestärkt; Wettkämpfe – wie etwa der Stadtpokal – sind die Motivation zum Dranbleiben, weiß Jugendwart Schippers und fasst zusammen: „Jugendfeuerwehr ist sinnvolle Freizeitbeschäftigung, nicht anders als bei den Pfadfindern. Kameradschaft wird bei uns genau so groß geschrieben. Und die Eltern wissen ihre Kinder gut aufgehoben.“

„Reingeschnuppert und dabei geblieben“ beschreibt Tamara ihren Einstieg in die Jugendfeuerwehr. Mittlerweile ist die 20-Jährige selber Ausbilderin: „Der Atemschutzlehrgang hatte es in sich!“ Wie Arnd Schippers ist die Zahnarzthelferin überzeugt: „Jugendfeuerwehr ist auch Lebensschule. Man lernt hier und gibt es weiter.“ Arnd Schippers fügt hinzu: „Viele Eltern bringen deshalb ihre Kinder mit uns in Kontakt. Wir stärken nicht nur so manchen Puddingarm beim Schlauchauslegen. Wir setzen auch Grenzen.“ Wer nicht „spure“, erklärt er, dürfe schon mal eine Übung nicht mitmachen: „Das zieht!“ So, wie mancher Heißsporn gebändigt werde, verhelfe das Miteinander in der Truppe zurückhaltenden Kids zu mehr Selbstbewusstsein. „Und Verantwortungsgefühl ist gut für alle“, resümiert Tamara.

Wer einmal kommt, bleibt in der Regel dabei, und 99 Prozent „haben den Wunsch nach mehr“: Die Jugendfeuerwehr als Kaderschmiede für Freiwillige Feuerwehr (deren Teil sie ist) und Berufsfeuerwehr. Ab ungefähr zehn Jahren könne man mitmachen, sagt Arnd Schippers, eine gewisse Reife vorausgesetzt. Und: „Gefährlich ist es bei uns nicht! Wir haben immer ein Auge auf alles.“ Auf Leitern steige man nicht, im Vordergrund stehe die Arbeit mit dem Schlauch. Mal wie die Profis die berühmte Stange in der Wache herunterrutschen zu dürfen, sei aber kein Problem: „Das gehört bei uns dazu.“ Im übrigen sei Jugendfeuerwehr zu 51 Prozent Jugendarbeit, betont Arnd Schippers. Und das bedeutet auch für den Nachwuchs am Schlauch „Ausflüge, Spiel und Spaß“.

(StadtSpiegel)