Mal den Blick nach oben richten

Mal den Blick nach oben richten

Haben Sie beim Schlendern durch Dülkens Gassen schon mal nach oben geschaut? Sollten Sie machen - Redakteurin Claudia Ohmer war bei der Altstadt-Führung „Fassaden in Dülken“ dabei. Schon bald steht der nächste Rundgang an.

Dülken – eher klein und beschaulich, hat jedoch kulturhistorisch, auch mit seinen Bauwerken, einiges zu bieten. Dülken ist mehr als Narrenmühle und St. Cornelius. Entdecken kann man dies bei einem historischen Rundgang mit Angela Klein-Kohlhaas.

An diesem Sonntagnachmittag starten 18 Interessierte und ich am Brunnen „Vier Winde“ auf dem Alter Markt zu einer Themen-Führung zur Dülkener Stadtgeschichte. „Wir schauen uns heute die Fassaden als Zeitzeugen an“, erklärt die Kunsthistorikerin aus Dülken, die seit über zehn Jahren Exkursionen anbietet. Nach kurzer Einführung – bei mehreren Stadtbränden verbrannte ein Großteil der Häuser, Dülken weist einen mittelalterlichen Grundriss auf – richten sich schnell die Blicke nach oben, dort gibt es für uns viel zu sehen. „Einiges stammt noch aus dem 18. oder 17. Jahrhundert, doch das meiste aus dem 19. Jahrhundert“, weiß Klein-Kohlhaas. Viele Epochen würden sich auch mischen.

Über die Blauensteinstraße geht es zur Lange Straße. „Backstein ist schon eher eine Seltenheit gewesen“, berichtet die Kunsthistorikerin und verweist auf Hausnummer 32, „aber schon damals gab es Musterbücher für Dekore der Fassaden, da konnte man aussuchen wie aus dem Katalog.“ Eine Diskussion entbrennt mitten auf der Straße. Ein Teilnehmer erinnert sich: „Dahinter gab es mal eine Gelbgießerei.“ „Und da drüben war ja die Flachsspinnerei Mevissen“. Und nur wenige Schritte weiter befand sich im Bürgerhaus Hausnummer 42 die ehemalige Poststation. Weiter geht es über die Theodor-Frings-Allee, die erste Straße außerhalb des mittelalterlichen Dülkens, an der so manches repräsentative Gebäude noch erhalten ist. Einige, von Fabrikanten erbaute Villen und natürlich das Alte Rathaus. Zuvor zeigt Klein-Kohlhaas uns Teilnehmern den Götterboten Hermes, der vom Giebel eines Hauses hinunter blickt.

Nach einem kurzen Exkurs in die Farben der Architektur wissen wir, dass Erdtöne für Schwindsucht standen, matte Töne als charakterlos galten und Braun die Farbe des Bürgertums war. „Damals war das eine schnelle Mode.“ Das Alte Rathaus, 1895 erbaut vom gleichen Baumeister wie das Süchtelner Rathaus, mit seinen Ornamenten, Giebeln und Türmchen aus der Renaissance beeindrucken.

Vorbei an der ehemaligen Höheren Bürgerschule, dem Gefangenenturm und dem Kriegerdenkmal, passieren wir wieder die Stadtmauer. Auf dem Eligiusplatz angekommen, gibt es viele weitere Informationen, auch über die Herren Theodor Frings und Heinrich Mostertz und das liebevoll restaurierte Haus aus dem 17. Jahrhundert sowie das Alte Waisenhaus. Die Zeit rast – über die Kreuzherrenstraße mit dem Kreuzherrenkloster und den Alten Kaplaneien geht es zurück zum Alter Markt. Dort endet die Tour mit vielen neuen Eindrücken über das historische Dülken und der Blick weilt wieder auf der Erde.

(StadtSpiegel)