„Manitu“ gießt die Kerzen

„Manitu“ gießt die Kerzen

„Wir öffnen ein Türchen“, die gemeinsame Weihnachtsserie von Meerbuscher Nachrichten und Extra-Tipp, geht heute weiter. Dieses Mal treffen wir den Nettetaler Manfred Vereschild (53) aus Nettetal, der ein ganz besonderes Hobby hat.

Wir treffen uns im „Intermezzo“, der Gaststätte zwischen den Welten von Hinsbeck und Lobberich. Manfred Vereschild trägt ein Lederhemd, darüber eine Weste aus Luchsfell, genäht mit einer gewachsten Bisonsehne. „Hier“, hält er mir einer dieser Sehnen hin, „versuch mal, die zu zerreißen.“An seinem flüchtigen Grinsen ahne ich die Unmöglichkeit dieser kleinen Kraftprobe. „Sag mal, wie ...“, will ich wissen, aber da öffnet Manfred Vereschild schon seine Tasche. „Ich hab da etwas mitgebracht“, sagt er und holt einen Gürtel, mehrere Tabaksbeutel, Kerzen, ein Indianer-Messer und eine Pistole hervor. Meine Augenlider zucken zusammen, aber Manfred Vereschild beruhigt mich sofort: „Damit kann man nicht mehr schießen, ein historisches Schmuckstück.“ In der Öffentlichkeit seien Waffen sowieso tabu.

Manfred Vereschild träumt nicht von Utah, Matt Dillon oder Festus Haggen, sondern vom Grenzgebiet zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten. Vom Gebiet der Mohawk-Indianer. Von Südost-Ontario. Da, wo es im Winter mächtig kalt wird, da, wo die Natur vom Menschen noch nicht berührt wurde.

Der gelernte Schreiner scherte vor rund acht Jahren aus dem „normalen“ Leben aus. Ein Auswanderungsversuch nach Kanada allerdings scheiterte, der Kontakt zur kanadischen Handelskammer brach ab. Über all die Jahre geblieben ist die Freundschaft zu einem Indianer: Halb Schwarzfuß, halb Sioux. Geblieben ist das Leben mit diesem Hobby. Geblieben ist die Geduld, diese aufwendigen Tabakbeutel oder Gürtel oder Kerzen herzustellen. Manfred Vereschild, oder Manitu, wie ihn seine Freunde nennen, zeigt mir seinen ganz persönlichen Tabakbeutel. Die Vorderseite ist mit 1.177 Perlen verziert. „Zwei Perlen fehlen ganz bewusst, das ist quasi wie ein Fingerabdruck“, erklärt er. Und die Kerzen? Auch die Kerzen sind Eigenproduktionen. Eiskerzen oder Polarkerzen nennt er sie. Die Grundfarbe ist ein milchiges Weiß, darunter gemischt finden sich farbige Bruckstücke. „Echte Nettetaler Kerzen“, erklärt Manfred Vereschild, „die ich aus Kerzenresten gieße.“ Die meisten Reste bekommt er von Nettetaler Gaststätten. Das geschmolzene Wachs gießt er in Edelstahlrohre unterschiedlicher Größe und Durchmesser, hat vorher den Docht fixiert. „Wenn man das Rohr mit dem Wachs kurz ins Gefrierfach legt, bekommt man die fertige Kerze relativ leicht wieder aus dem Rohr heraus“, verrät Manfred Vereschild einen Trick. Diese Kerzen verändern bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen ein wenig ihr Aussehen.

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Und er hat eine Bitte: Wer nicht weiß, wohin mit Kerzenresten, „ich kann sie gut gebrauchen“, sagt er. Und dann ist da noch etwas, denn Manfred „Manitu“ Vereschild sucht „eine Hütte, in der ich meine Naturverbundenheit leben kann. Vielleicht bei einem Landwirt, dem ich gerne bei der täglichen Arbeit helfen würde.“ Der Trapper ist erreichbar unter 0171/ 1695646.

(StadtSpiegel)