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„Das funktioniert wie ein Tortenheber“

„Das funktioniert wie ein Tortenheber“

„Jede Feuerwehr-Einheit in Meerbusch hat eine Sonderaufgabe“, sagt Lutz Meierherm. „Die der Büdericher ist, das Boot zu besetzen und zu Einsätzen zu fahren.“ Fortsetzung unseres Artikels „Franziska rettet Leben“.

Seit 2001 ist die „Franziska“ auf den heimischen Gewässern unterwegs. Ganze 40 Feuerwehrleute in Meerbusch sind in der Lage, das Boot, dessen „Besatzungsvermögen“ zehn Personen beträgt, zu steuern. Die Namenspatin war die Enkelin des ehemaligen Bürgermeisters Rolf Harpke. Das Schiff ist sechs Meter lang, zweieinhalb Meter breit und hat ein zulässiges Zuladegewicht von anderthalb Tonnen. Damit ist der Löschzug in der Lage, auch Sandsäcke bei Hochwasser oder eine Pumpe zur Brandbekämpfung zu transportieren. Im Notfall braucht es nur drei Minuten, das Boot klar Schiff zu machen, so dass es nach zehn Minuten ab dem Notruf auslaufen kann. Ist „Franziska“ ganz auf dem Rhein, wird kräftig Gas gegeben. Im Einsatz sucht die Mannschaft die Stelle auf, die durch den Notruf weitergegeben wurde – und anschließend die Person im Wasser. „Oft befindet sich der Körper durch die Strömung ganz woanders als zum Zeitpunkt des Notrufes“, berichtet Frank Mohr, Sprecher der Feuerwehr Meerbusch. „Manchmal sind es Menschen, die beim Putzen des Schiffs ins Wasser gefallen sind, meistens aber Badegäste.“ Im Sommer gibt es deshalb mehr Einsätze. Jedes Jahr müssen die Freiwilligen durchschnittlich vier Menschen retten. Der Bereich vor Meerbusch wird nicht vom DLRG bewacht und die Feuerwehr kommt erst dann, wenn sie gerufen wird. „Da ist Eigenverantwortung gefragt.“ Die Franziska brachte die Mannschaft bisher immer rechtzeitig zu „Menschen in Not“, so dass sie lebend geborgen werden konnten. Doch Leichen, die von weiter weg angespült werden, fischen die Lebensretter auch aus dem Rhein. Diese Aufgabe wird an erfahrenere „alte Hasen“ weitergegeben, die besser mit dieser schwierigen Situation umgehen können. Für psychologische Betreuung ist gesorgt. Um Lebende und Tote aus der Strömung an Bord zu holen, ist das Boot speziell konstruiert. Es gibt eine Bugklappe, an deren Ende ein Gitter befestigt ist. „Das funktioniert wie ein Tortenheber“, zieht Frank Mohr den Vergleich. Doch zunächst wird dem „Mann über Bord“ ein Rettungsring zugeworfen, da das Boot sehr langsam an die Zielperson heranfahren muss. Dies suggeriert Sicherheit und hält ihn über Wasser. Die Freiwilligen üben wöchentlich den Einsatz-Ablauf, um bestens vorbereitet zu sein. Nach dem Notruf „Mann über Bord“ heißt es: ablegen und anlegen, an schwierige, bewucherte Stellen heranfahren, bergen, Rettungsdienstübergabe. Wer Interesse daran hat, der Feuerwehr beizutreten, kann sich im Internet informieren, www.feuerwehr-meerbusch.de . Die Besatzungen freuen sich über eine Mail oder einen Anruf.

(StadtSpiegel)