Glockengeläut gegen NPD

Über 200 Meerbuscher demonstrierten letzte Woche in Büderich friedlich auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz gegen eine Kundgebung der NPD. Die katholische Kirche blies dagegen mit Glockengeläut Sturm, die Meerbuscher mit ihren Trillerpfeifen – und Wölli Rohde erhielt einen Platzverweis.

Die Wucht, die der NPD in Büderich am vergangenen Donnerstag entgegengeschlagen ist, machte es deutlich: Meerbusch will nichts mit rechten Kräften zu schaffen haben. Über 200 Meerbuscher hatten sich auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz in Büderich versammelt, um gegen die angekündigte NDP-Kundgebung (rund zehn Parteimitglieder) vor der Tafel gegen Ausländerfeindlichkeit zu demonstrieren – und das mit einer Lautstärke, die weit in Büderich zu hören war. Das Besondere: Pfarrer Michael Berning von der Kirchengemeinde St. Mauritius und Heilig Geist ließ während der Kundgebung dauerhaft die Glocken von St. Mauritius läuten, die Meerbuscher pfiffen die NDP mit Trillerpfeifen aus, riefen „Nazis raus“. Auch eine Anwohnerin hatte ihre Fenster geöffnet und beschallte die Dorfstraße mit lauter Musik. Das beeindruckende Ergebnis: Obwohl die rechte Partei mit

Die Polizei hatte mehrere Polizeibusse zwischen beiden Kundgebungen geparkt, so dass die NPD-Mitglieder nicht zu sehen waren. Aus Sicht der Polizei verlief die Kundgebung friedlich.
Die Polizei hatte mehrere Polizeibusse zwischen beiden Kundgebungen geparkt, so dass die NPD-Mitglieder nicht zu sehen waren. Aus Sicht der Polizei verlief die Kundgebung friedlich. Foto: Vuhl

Lautsprechern angereist war, konnten die Zuschauer kein Wort verstehen. „Wir sind in Meerbusch international, wir sind über 100 Nationen“, sagte Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage und unterstrich damit die Weltoffenheit der Stadt Meerbusch. „Solche finden hier keinen Platz“, sagte die erste Bürgerin der Stadt und zeigte auf die Mitglieder der NPD. „Mit unserem Erscheinen haben wir das deutlich gemacht.“ Unter den Anwesenden waren unter anderem Vertreter vieler Meerbuscher Vereine, Pfarrer Wilfried Pahlke von der evangelischen Kirche – und auch der Meerbuscher Wölli Rohde, Ex-Schlagzeuger der Toten Hosen. Dieser sorgte kurzweilig für Furore. „Ein stadtbekannter Musiker versuchte jedoch, durch die Absperrung zu gelangen, was durch die eingesetzten Polizeikräfte verhindert wurde“, gibt die Polizei im Rhein-Kreis Neuss bekannt. Da er eine Polizeibeamtin beleidigt haben soll, stellten die Beamten vor Ort unter dem Blitzlichtgewitter zahlreicher Pressefotografen seine Personalien fest und sprachen einen Platzverweis aus. Ein Feuerzeugwurf in Richtung der Kundgebungsteilnehmer der NPD wurde ebenfalls geahndet. Die Polizei hat anlassbezogene Strafverfahren eingeleitet. Um den in den Boden des Dr.-Franz-Schütz-Platzes eingelassenen „Engel der Kulturen“ zu schützen, setzte die Polizei einen Dienstwagen darüber. Mit der Vorstellung der neuen Gestaltung der Plakatwand gegen Ausländerfeindlichkeit von Georg Heuschen wird Meerbusch am kommenden Freitag, 8. Mai, um 17 Uhr, auf dem Dr. Franz-Schütz-Platz erneut zeigen, wofür die Bürger der Stadt stehen: für Weltoffenheit und Toleranz.

(StadtSpiegel)