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In Büderich ist eine "Hall of Fame" für Graffiti entstanden

Graffiti als Aufwertung des Viertels : Sprayen gegen die Tristesse

Was 2020 als Graffiti-Workshop für die jungen Besucher des Abenteuerspielplatzes in Büderich begann, hat sich in diesem Jahr zu einem echten Verschönerungsprojekt für das Stadtviertel ausgeweitet. Etablierte Graffitikünstler schufen auf den tristen Garagenwänden entlang des Weges zum Spielplatz mit knalligen Motiven eine ganze Reihe optischer Highlights.

Den Plan, die Garagenrück- und -seitenwände in direkter Nachbarschaft des Abenteuerspielplatzes in Büderich aufzuhübschen, verfolgt Arne Klar, Jugendsozialarbeiter bei der Stadt Meerbusch, schon länger. 2020 wurden hier im Rahmen eines Workshops für Kinder bereits erste Schritte unternommen: Unter Anleitung zweier Designer lernten die jungen Spielplatzbesucher damals nicht nur die Grundlagen des Sprayens, sondern sie durften sich auch gleich selbst als Graffitikünstler beweisen und die Rückwand von insgesamt 13 Garagen verschönern. In diesem Jahr ging das Projekt dann noch einen Schritt weiter: Auch Profi-Sprayer durften (und dürfen) sich jetzt auf den restlichen Garagenwänden künstlerisch ausdrücken.

Die Flächen gelten als „Legal Wall“, also als legale Sprühflächen, und wurden am 8. Oktober offiziell freigegeben. Der Eigentümer – die Wohnungsgesellschaft GWH – hat sich bereiterklärt, sie den Sprayern für ihr Schaffen zur Verfügung zu stellen, so wie das Unternehmen auch vor zwei Jahren schon seine Zustimmung gegeben (und sich sogar an der vorherigen Reinigung und Grundierung der Wände beteiligt) hatte, als die Kinder des Abenteuerspielplatzes künstlerisch aktiv geworden waren.

Bei aller Professionalisierung waren übrigens auch in diesem Jahr wieder Kinder des Spielplatzes mit involviert in die Verschönerungsarbeiten. Im Rahmen eines Workshops in den Herbstferien durften sich die Kids ab sechs Jahren ausprobieren und sich an eigens dafür reservierten Flächen als Sprayer versuchen. „Da die ganze Sache ja als Jugendprojekt gestartet ist, wollten wir die Kinder jetzt nicht ausschließen“, erklärt Arne Klar, der neben der Aufwertung des Viertels auch eine gesteigerte Aufmerksamkeit für die Kunstform Graffiti als Ziel der Aktion nennt.

Der Jugendsoziarbeiter betont auch, wie motivierend sich der Kontakt mit den professionellen Graffitikünstlern auf  die Kinder auswirkte. „An dem Tag, als die Flächen freigegeben wurden, herrschte von morgens bis abends wirklich sehr viel Aktivität. Die Kinder waren sehr interessiert, stellten den Sprayern viele Fragen oder setzten sich auch einfach mal nur ganz ruhig hin, um ihnen für eine halbe Stunde beim Sprayen zuzuschauen“, berichtet Arne Klar. Und nicht nur die Kinder reagierten positiv: „Auch die zahlreichen Passanten, die den ganzen Tag über vorbeikamen, zeigten sich sehr offen und neugierig. Wir sind da wirklich nur auf Freude und Befürwortung gestoßen.“

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Damit die vielfältigen künstlerischen Arbeiten nicht allzu unharmonisch daherkommen, hat Isabelle Hoffmann von der Graffitikünstlergruppe „Straßenfarbe Meerbusch“  ein Farbkonzept entwickelt, in dessen Grenzen sich die Sprayer ausleben konnten. Beziehungsweise konnten und können, denn die Arbeit an den Garagenwänden ist nicht abgeschlossen, sondern soll vielmehr ein ständiger Prozess sein. So dürfen bestehende Werke einer Hall of Fame – mit diesem Begriff werden im Graffiti-Jargon Plätze oder Flächen bezeichnet, an denen insbesondere erfahrene Sprayer hochwertige und anspruchsvolle Graffiti schaffen – stets auch wieder überstrichen und durch neue ersetzt werden. Allerdings gibt es in der Sprayer-Szene diesbezüglich bestimmte Regeln, gewissermaßen einen Ehrenkodex, wie Hoffmann erklärt: „Üblich ist es, dass ein Graffito nur in drei Fällen für ein anderes weicht: Entweder der Künstler selbst entscheidet sich für ein neues Motiv und übermalt das alte, oder – das ist die zweite Möglichkeit – ein talentierterer Künstler beschließt, an dieser Stelle ein anspruchsvolleres Werk zu platzieren, oder aber – das ist Möglichkeit Nummer drei – ein Werk wurde durch Vandalismus so verschandelt, dass ein neues Motiv hier auf jeden Fall eine Verbesserung darstellt.“

Aktuell prangt an den Garagenwänden in Büderich eine ganze Vielfalt verschiedenster Motive: Ein Portrait von Bud Spencer, ein prächtiger Vogel oder einfach Schriftzüge im typischen Graffiti-Stil gehören zu den Werken, die von den Künstlern tubuku, Lack, pout_spencer, Mr. Oreo, Zier, Lill.y und gfy (Isabelle Hoffmann) geschaffen wurden. Und auch die Kinder haben wieder eine eigene Wand gestaltet: Auf einer Garagenseitenwand, die kein Teil der Hall of Fame und somit auch nicht zur weiteren Bearbeitung freigegeben ist, findet sich nun der Schriftzug „Abi“ für den Abenteuerspielplatz (das dort bereits angebrachte Halteverbotsschild wurde kurzerhand als I-Punkt genutzt) sowie ein kleiner Lageplan mit Wegweiser. Signiert haben die jüngen Künstler ihr Werk natürlich ebenfalls – ganz so wie die großen Vorbilder.

Susanne Rieth, Abteilungsleiterin Jugendarbeit beim Jugendamt, ist mit den Ergebnissen der jungen wie auch der erwachsenen Sprayer hochzufrieden: „Der Bereich wurde richtig schön aufgewertet, das triste Grau der Garagen gehört endlich der Vergangenheit an.“

Wer übrigens eine Fläche durch ein professionelles Graffito verschönern lassen möchte und noch auf der Suche nach dem richtigen Künstler für diesen Job ist, der kann sich gerne über Instagram an die Künstlergruppe Straßenfarbe Meerbusch wenden: https://instagram.com/strassenfarbemeerbusch