1. Meerbusch
  2. Meine Heimat
  3. Büderich

Künstlerin Linda Nadji beschäftigt sich mit dem Raum

Ausstellung im Alten Küsterhaus : Künstlerin widmet sich dem Raum

In der neuen Ausstellung im Alten Küsterhaus, Düsseldorfer Straße 6 in Büderich, beschäftigt sich die Künstlerin Linda Nadji mit dem Thema Raum. Die Vernissage ist am Donnerstag, 27. Oktober, um 18.30 Uhr, am ­­Donnerstag, 1. Dezember, endet die Ausstellung.

Raum – wie er ist, wie er auf uns wirkt, wie er sich verändert, wenn wir in ihn eingreifen und wie wir ihn dann wahrnehmen – das sind die Fragen, denen sich die in Köln lebende und arbeitende Künstlerin Linda Nadji widmet. Schon für ihre Abschlussarbeit als Meisterschülerin von Prof. Hubert Kiecol hat sie den großen Raum rechts im Erdgeschoss der Kunstakademie Düsseldorf so verändert, dass man als Betrachter ganz genau hinschauen musste, um zu verstehen, was da passiert ist. Handwerklich perfekt ließ die Künstlerin Torbögen von der Decke zum Boden wandern und Rampen wachsen, wo stabile Wände hingehörten.

Diese Idee, das Dinge etwas tun, was sie eigentlich nicht tun sollten (so ist zum Beispiel derzeit ihr Atelierboden auf Wanderschaft), passioniert die gebürtige Iranerin. Alles ist im Grunde Materie und wir Menschen meinen, entscheiden zu können, was etwas wert ist oder gar, was es ist. Überhaupt unsere Angewohnheit, alles in Schubladen zu stecken und dort mit Vorurteilen belastet zu belassen, reizt Linda Nadji sehr. Und was, wenn nicht? Was, wenn anders? Wer hat das eigentlich alles entschieden und auf welcher Basis? Muss das so sein? Wenn wir verstehen, dass unser Dasein gespeist ist aus unseren eigenen Entscheidungen und genährt sein sollte aus unserer Verantwortung allem gegenüber, dann würde bestimmt vieles viel mehr Sinn ergeben.

In ihren Arbeiten zeigt die Künstlerin auf liebevoll-humorvolle Weise, wie es anders geht. „Kunst ist im Grunde nichts anderes als eine Projektionsfläche für den Betrachter“, erklärt Nadji. „Du nimmst nur das wahr, was du in dir trägst.“ Die rosa Prada-Taschen aus Beton sind ein wunderbares Beispiel. Die einen sehen darin eine zynische Kritik an unserem Konsum, die anderen verstehen die Taschen endlich erhoben in den Olymp der Kunst. Andere lächeln: Wie soll man denn mit so einem Betonding einen Abend bestreiten? Und wieder andere fragen sich, was ist eigentlich Gepäck, was schleppen wir mit uns rum, und ist das in sich nicht schon schwer wie Beton?

Womit wir beim Titel der Ausstellung wären: „Whatever it feels like“ ist die Einladung der Künstlerin, im Alten Küsterhaus die eigenen Gedanken fließen zu lassen und zu sehen, was die Ausstellung in uns auslöst. Stoff gibt es genug. Linda Nadji ist nicht an ein bestimmtes Material gebunden, sie arbeitet gerne mit allem, was ihr im Alltag geboten wird, vor allem mit den Orten, die sie bespielen darf. Alles ist ein Kreislauf und so können unterschiedliche Materialien zu neuen Symbiosen zusammengefügt werden. Klassifizierungen sind im Grunde nur eine temporäre Sortierung, bis wir eine neue Bedeutung entdecken. In allem geht es darum, die Balance zu halten. Zwischen Chaos und Ordnung, Hingabe und Reduktion, überbordender Fülle und bewusster Leere. Wobei es Nadji bei der Balance vor allem um die Aufhebung der trennenden Grenzen und der Betonung der Zwischenräume geht. Die Chinesen haben uns schon gelehrt: Erst durch die Lücke zwischen den Worten ergibt sich ihr Sinn.