Seit 1905 in Büderich dabei

Zwar sind 110 Jahre kein besonderes Jubiläum, aber genau zu diesem Datum ist mit Ralph Brors der Hauptmann der Burenkompanie Regent der Schützenbruderschaft. Für die 17 Männer in der beigen Uniform mit dem fesch geschwungenen Südwester auf dem Kopf ist das also trotzdem ein guter Grund kräftig zu feiern.

Und dabei wird bei den Buren grundsätzlich die ganze Familie eingebunden. So steht neben den aktiven Herren, oder besser auch hinter ihnen, eine Gruppe Frauen, die das Kompanieleben durchaus bunter macht. Und obwohl die Statuten keine aktiven Frauen im Schützenzug erlauben, können die Jungs gut damit umgehen, dass am Schützenfestdienstag nicht nur die Kinder der Kompanie, sondern seit kurzem auch die Damen die Truppe „verstärken“. Auch sie tragen dann zum blauen Poloshirt den beigen Südwester und präsentieren sich gerne auch mit dem Schild der Kompanie den Fotografen. Aber auch sonst beschreiten die Buren nach über 100 Jahren gerne einmal neue Pfade. Im vorigen Jahr besorgten sie Fähnchen und Wimpel um in der Nähe ihres Hauptquartiers an der Lerchenstraße für etwas Schützenfestschmuck zu sorgen. Und auch wenn Sturm Ela das Ergebnis zumindest teilweise „vom Winde verweht“ hatte, war das eine gute Übung für dieses Jahr, denn heute steht hier der Königsthron – was vor einem Jahr freilich noch niemand wissen konnte.

Die Burenkompanie besteht aus Kameraden, die in allen Zeiten zueinander halten. Und wenn der König aus ihren Reihen kommt, dann ist die Freude noch viel größer.
Die Burenkompanie besteht aus Kameraden, die in allen Zeiten zueinander halten. Und wenn der König aus ihren Reihen kommt, dann ist die Freude noch viel größer. Foto: Vuhl

Gegründet wurde die Burenkompanie übrigens in einer spannenden Zeit. 1905 war Deutschland noch Kaiserreich und stand praktisch am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Die Spannungen zwischen den europäischen Großmächten waren bereits greifbar und Deutschland träumte vom „Platz an der Sonne“ in seinen Kolonien. Als Reichskanzler von Bülow dies in einer Rede erwähnte, beschlossen Jakob Berrisch, Heinrich Conradi, Johann Klüners, ein Herr Ladewig, Johann Poscher, Peter Spicker, Heinrich Stamm, Wilhelm Wankum und Paul Plenkers gerade einen Schützenzug zu gründen. Gerade waren die Schutztruppen in Deutsch-Südwestafrika (Namibia), gefeierte Helden des Hottentottenkrieges. Was lag näher, als sich an den populären Kämpfern zu orientieren. Da Wilhelm Stamm früher dort gedient hatte, wurde seine Kolonialuniform zum Vorbild für die ganze Gruppe. Dazu kam der Südwester genannte charakteristische Hut, dessen Krempe an einer Seite mit einer blau-weiß-roten Kokarde nach oben gebogen ist. Die Propaganda im Reich verhinderte, dass die Brutalität der Kämpfe, die zum Massaker an den Einheimischen wurde, in der Heimat bekannt war.

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Deutlich bekannter war jedoch Paulus „Ohm“ Krüger, der 1904 verstorbene Präsident der Burenrepubliken Oranje und Transvaal. Von 1899 bis 1902 leisteten er und seine aus den Niederlanden stammenden Siedler dem südlichen Nachbarn, der britischen Kapkolonie (heute Südafrika) tapferen Widerstand.

Erst mit der Politik der verbrannten Erde konnte das Weltreich die bewaffneten Farmer in die Knie zwingen. Zum ersten Sieg hatte Kaiser Wilhelm II. den Buren noch ein Glückwunschtelegramm an Krüger geschickt und damit ein diplomatisches Gewitter zwischen dem Reich und Großbritannien ausgelöst. Die Gründung einer kolonialgeprägten Burenkompanie muss also 1905 absolut modern gewesen sein, was auch die Namenswahl der neuen Büdericher Truppe erklärt. Und allen Widrigkeiten zum Trotz hat sich diese Tradition in Büderich bis heute erhalten.

(StadtSpiegel)