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In Meeerbusch wurden zuletzt mehrere Igel durch Schlagfallen verletzt.

Mehrere Tiere in Meerbusch durch Fallen verletzt : Harte Zeiten für die Igel

Hartes Los für die Igel: Nicht nur dass sich die Futtersuche für die stachligen Gesellen aufgrund des grassierenden Insektensterbens immer schwieriger gestaltet, auch von illegal aufgestellten Rattenfallen geht eine große Gefahr für die possierlichen Tiere aus. In Meerbusch wurden zuletzt mehrere Igel durch Schlagfallen schwer verletzt.

Schlagfallen sind mechanische Fallen, welche in der Regel mit einem gewichtssensiblen Auslöser ausgestattet sind. Sie werden mit einem Köder befüllt und so positioniert, dass das Tier sie durch eine Berührung zum Auslösen bringt. Da sie mittels einer Feder gespannt werden, sind sie in der Lage, sehr kraftvoll zuzuschlagen. In NRW sind Schlagfallen zwar gesetzlich verboten, erwerben kann man sie jedoch im Internet ganz problemlos. In Meerbusch haben anscheinend zuletzt auch einige Bürger solche Fallen aufgestellt. „Als in Büderich die Kanäle erneuert wurden, haben sich dadurch wohl vermehrt Ratten, die sonst in der Kanalisation leben, im Freien gezeigt. Das dürfte einige Meerbuscher veranlasst haben, zu den eigentlich verbotenen Schlagfallen zu greifen“, vermutet Heidi Vlecken von der Igel-Pflegestelle des Tierschutzvereins Meerbusch in Büderich.

Dass das Aufstellen solcher Fallen aber nicht nur für die eigentlichen Ziele, die Ratten, sondern auch für die örtliche Igel-Population eine Bedrohung darstellt, hat sich jüngst auf sehr erschreckende Weise gezeigt. So sind bei der Büdericher Igel-Pflegestelle in den vergangenen Wochen gleich mehrere schwer verletzte Igel abgegeben worden.

Der kleine Nico etwa ist mit einem Hinterbein in eine Schlagfalle geraten. „Das Bein konnten wir leider nicht mehr retten, es musste amputiert werden“, berichtet Heidi Vlecken. Ehe dies geschehen konnte, musste das nur 178 Gramm schwere Tier aber erstmal auf 400 Gramm angefüttert werden. Auch schwer erwischt hat es Igel-Weibchen Gretel, deren Gesicht und Ohr von einer Falle stark in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Beide Igel konnten – trotz ihrer Verletzungen – inzwischen wieder ausgewildert werden. „Allerdings fernab des Aufstellungsortes der Fallen, wir wollen die Tiere ja nicht noch weiter dieser Gefährdung aussetzen“, so Vlecken.

Doch damit nicht genug: Bereits im Frühling – also noch Monate vor den Fällen von Nico und Gretel – war schon mal eine Igel-Dame in Meerbusch durch eine Schlagfalle am Vorderbein verletzt worden, und zwar so schwer, dass man das Tier im Normalfall eigentlich gleich eingeschläfert hätte. „Allerdings hat uns die Finderin sehr eindringlich gebeten, alles zu versuchen, um das Tier zu retten, und am Ende ist es uns tatsächlich gelungen“, erzählt Heidi Vlecken. Heute könne das Igel-Weibchen, das sie kurzfristig „Beinchen“ getauft habe, trotz einer gewissen Einschränkung wieder ganz normal graben.

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Eine glückliche Fügung, zumal es auch ganz anders laufen kann: Für ein ebenfalls in eine Schlagfalle geratenes Igel-Baby, das vor kurzem in der Pflegestelle in Büderich abgegeben wurde, kam jede Hilfe zu spät. „Wir konnten das Tier nicht mehr retten, die Vorderpfote war komplett zerfetzt, der Madenbefall hatte schon eingesetzt und Fliegen hatten bereits ihre Eier in der Wunden abgelegt“, beschreibt Heidi Vlecken den grausigen Anblick, der sich ihr damals bot. Für die Aufsteller der illegalen Fallen kann die Igelpflegerin denn auch kein Verständnis aufbringen.

Ein kleiner Trost ist aber sicherlich, dass Nico, Gretel und Beinchen inzwischen jeweils einen sicheren Hafen gefunden haben. So leben sie jetzt in wilden Gärten von Menschen, die den Tieren wohlgesonnen sind – und die sich auch in Form von Zufütterung um sie kümmern. Denn bei all dem Ärger um die Schlagfallen darf man nicht vergessen, dass es die Igel auch so schon recht schwer haben heutzutage. Durch das Insektensterben der letzten Jahre finden die Tiere kaum noch Nahrung und sind oft unterernährt.

„Es sind einfach zu viele Pestizide in der Luft, ein wilder Garten allein reicht da als Ernährungsgrundlage für die Igel schon gar nicht mehr aus“, erklärt Heidi Vlecken. Grundsätzlich werde hierzulande auch zu viel gepflanzt, von dem die Insekten gar keinen Nutzen haben, wie etwa Lorbeer. Natürliche heimische Pflanzen wie Brennnessel oder Weißdorn hingegen würden über ausreichend Pollen und Nektar verfügen, um die Insekten und damit auch die Igel zu ernähren. Eine Umgebung mit viel Laub und Totholzecken fördere darüber hinaus das Wohlbefinden der stachligen Tiere. „Die Igel kratzen nämlich gerne am Holz rum und suchen dort nach Käfern und deren Larven“, weiß die Expertin.