Archäologe schockierte

Nichts für schwache Nerven war der Vortrag von Archäologe Jost Auler in der Teloy-Mühle über „Richtstätten“. Und ja, auch im heutigen Meerbusch standen Galgen. Nierst mischte ganz nett mit ...

„Oh mein Gott, wie barbarisch!“, so entfuhr es einer Besucherin der Teloy Mühle am vergangenen Mittwoch. Diese besuchte einen Vortrag des aus Dormagen-Stürzelberg stammenden Archäologen Jost Auler, der einen Lichtbildervortrag aus seinem Forschungsgebiet „Richtstättenarchäologie“ hielt. Unter dem Titel „Galgenstrick und Henkershand – Eine Geschichte der spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Gerichtsbarkeit“ brachte Auler viele für Geschichtsinteressierte interessante Aspekte ans Licht, zeigte ohne Beschönigung die ganze Brutalität und Menschenverachtung, die während der Zeit der öffentlichen Hinrichtungen vorherrschte. Er betrachtete diese Geschehnisse aus der Sicht des Archäologen, der die bis heute erhaltenen Bodendenkmäler bis ins Detail untersucht und mit großer Begeisterung über jedes Detail Buch führt. So detailliert beschrieb er auch die sehr unterschiedlichen Hinrichtungsmethoden, die zur Anwendung kamen. Er belegte seine Ausführungen mit zeitgenössischen Darstellung der Richtstätten, Bildern von Ausgrabungsorten und gefundenen Skeletten. Manch einem Zuschauen war dies schon fast zu viel Anschauung und so kommentierte eine Zuschauerin die Schilderung von Jost Auler, als er das „Rädern“ erläuterte mit „Oh mein Gott, wie barbarisch!“.

Archäologe Jost Auler ließ manchen Hörern ganz gut die Schauer den Rücken runterlaufen. Die Teloy-Mühle in Lank-Latum war recht gut gefüllt.
Archäologe Jost Auler ließ manchen Hörern ganz gut die Schauer den Rücken runterlaufen. Die Teloy-Mühle in Lank-Latum war recht gut gefüllt. Foto: sb

Auch im Raum Meerbusch soll es eine Hinrichtungsstätte gegeben haben, die zum Gerichtsbezirk der „Freien Herrlichkeit Nierst“ gehört hat. Ein eigener Richtplatz nebst dazugehörenden Galgen war dort bis zum 12. Jahrhundert ebenfalls vorhanden. Dann wurde dieser Opfer des Rheins.

Ersetzt wurde er erst 1660 durch einen neuen Galgen, der in der Nähe des „Kruseboom“, einem kleinen Hügel zwischen Nierst und Lank-Latum, gestanden haben könnte.

Dass der Einzug Napoleons den zur Schau gestellten Hinrichtungen in unseren Breiten ein Ende bereitet hatte, dürfte allen Anwesenden ein stilles „Gott sei Dank!“ entlockt haben – denn es war eben früher nicht alles besser.

(Report Anzeigenblatt)