Bratwurst zum Rosenmontag

Noch vor Weihnachten beginnt für die Nierster die Karnevalssaison. Ab November wird von Neuem gebastelt, getüftelt und lackiert. Nun setzt langsam der Endspurt für die zehn Wagenbau-Teams ein, denn Karneval rückt immer näher.

Ausgelassene Stimmung und bunte Farben. Rosenmontag ziehen die Nierster wie jedes Jahr mit ihren eigens zu diesem Zweck entworfenen Mottowagen durch den Ort. Dabei werden unter anderem eine Lok, Torten, eine Bierkutsche, an der man Oktoberfest feiern kann, und ein Diner sein. Doch diese Kunstwerke müssen erst mit Mühe, aber auch viel Spaß an der Sache erbaut werden. Das erfordert Einfallsreichtum. Zwischen November und Februar richten sich die Nierster Wagenbauer dazu in ihren Scheunen ein und machen sich an die Arbeit. Traditionell werden die zehn verschiedenen Gruppen nach dem Besitzer der Scheune benannt. Neben den fahrenden Jecken gibt es auch zwei Fußgruppen.

Die Wagenbauer „Wolters“ auf dem Woltershof haben schon früh mit den Vorbereitungen begonnen. „Wir wollen frühzeitig fertig werden. Langsam sind wir zu alt, um den Wagen Rosenmontag um vier Uhr noch auszubessern“, scherzt Günter Wolters.

Ihr Wagen ist ganz auf das Motto „111 Johr sind et schon – Kött on Kleen is Tradition“ abgestimmt. Neben drei großen Einsen in den Farben des Senders RTL, wie die Karnevalisten scherzen, die eigentlich die Vereinsfarben darstellen, erhebt sich eine riesige Torte, auf die später noch der Pajas, das Wahrzeichen von Nierst, gesetzt wird. Diese traditionelle Figur soll sich drehen. „Wenn die Figur nicht funktionieren würde, würden wir den Onkel Hermi da reinstellen“, schmunzelt Günter Wolters. Die zehn Mann starke Gruppe gibt es schon seit 32 Jahren. Das älteste Mitglied, Hermi Schrills, ist der kreative Kopf, der als „Anstreicher, Entwerfer und Künstler“ fungiert. Seit er Minister war, wird er von allen nur noch Onkel Hermi genannt. Damals sangen sie „Wir haben ein Idol – Onkel Hermi“, nach der gleichnamigen Melodie im Lied über Harald Juhnke.

Die Karnevalisten vom Reiterhof Rössler bauen seit einem Monat ebenfalls an einer Jubiläumstorte. Aus ihr sollen, neben der Zahl 111, zwei Tanzmariechen gefahren kommen. „Das Grundgerüst steht, der TÜV kann kommen“, sagt Vinzenz Rössler. Simon Rössler, der Künstler, war für den Entwurf verantwortlich. Sie werden wahrscheinlich zu den „Jüngeren“ gehören, die den Wagen noch am Rosenmontag fertigstellen. Das Besondere an diesem Team, das erst seit fünf Jahren existiert, ist, dass nicht alle ihre Mitglieder Nierster sind. Zwei Lanker und ein Osterather sind ebenfalls von der Partie. Ingmar Weidemann hat sich extra, um in den Karnevalsverein „Kött on Kleen“ eintreten zu können, für zwei Tage beim Amt von Osterath nach Nierst, und wieder zurück ummelden lassen. „Seitdem braucht man einen Wohnnachweis, um Mitglied zu werden“, lacht Franz Rössler. Doch es hat sich gelohnt. Ganz spontan erfährt Ingmar Weidemann, dass er Rosenmontag der Pajas sein wird, der vorweg geht und traditionell nach Nierster Art Bratwürstchen einsammelt.

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Die „Baakes“ stimmen sich schon darauf ein. Wenn man zu ihnen auf den Hof kommt, riecht es zuallererst nicht nach Farbe, sondern Bratwürstchen. Das hängt wohl auch mit ihrem diesjährigen Motto zusammen. Das „Brotworsch Diner“ amerikanischer Art befindet sich schon in einem hohen Entwicklungsstadium. „Man findet immer noch etwas, wo man dran arbeiten kann, zum Beispiel an der Inneneinrichtung“, berichtet Rainer Cousin. Die Mannschaft hat Glück, falls es regnen sollte, denn das Diner ist überdacht. Nur die Kellnerinnen auf Rollschuhen, Thomas Frangen und Stefan Beeser, in blauen Kleidern der 50er Jahre, müssen nebenherfahren. Alles typisch amerikanisch. „Ich habe vor 30 Jahren das letzte Mal geübt zu fahren“, sagt Thomas Frangen ganz gelassen.

Das Diner ist ein Gesamtkunstwerk. „Wir haben alle Teile dazu beigetragen. Die Idee hatten wir alle zusammen“, sagt Kalle Raven, der Präsident des Teams.

(Report Anzeigenblatt)