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Jakob Brocker hängt den Martinsmantel an den Nagel

Jakob Brocker hört auf : „Köbis“ letzter Ritt als Martin

Vergangenen Sonntag war das Gerätehaus des Löschzugs Langst-Kierst der Freiwilligen Feuerwehr Meerbusch wieder Treffpunkt für den alljährlich stattfindenen Martinszug. Für Jakob Brocker, der viele Jahre den heiligen Martin dargestellt hat, war es sein letzter Einsatz.

Das Löschgruppenfahrzeug und der Mannschaftstransporter der Feuerwehr waren extra vor Gerätehaus gestellt worden. Drinnen erfreuten sich die Erwachsenen bei Bier und Glühwein, während die Kinder ihre selbstgebastelten Fackeln bewunderten. Für einen war es ein wehmütiger Abend, denn Jakob Brocker, der von allen nur liebevoll „Köbi“ genannt wird, ritt zum letzten Mal als St. Martin durch den Meerbuscher Vorort.

„Köbi“ ist seit 1994 Mitglied im Langst-Kierster Martinskomitee und hat 1999 die Rolle des armen Mannes von Karl Paas übernommen. Im Jahr 2005 löste er dann Jakob Köther als Martinsdarsteller ab. Nach jedem Martinszug übergab er persönlich jedem Kind die Martinstüte mit Süssigkeiten, Obst und einem Weckmann. Hierfür erhielt er oft von den Kindern selbstgemalte Bilder oder Möhren für sein Pferd. Als seine drei Kinder noch klein waren, trat er bereits für die Kinder des Reitstalles als St. Martin auf und verkleidete sich dabei mit einem Bart, damit sie ihn nicht erkannten.

Das historische Kostüm wurde 1923 von der Familie Wellen gestiftet. Den Text der heutigen Bettlerzene, die immer nach dem Umzug am Feuer gespielt wird,  hat Jakob Brocker 2006 zusammen mit den Mitgliedern des Komitees verfasst. Im Jahr 2010 wurde er mit Hilfe von Hans Toups, bekannt vom Heimatkreis und als Mundart-Papst, ins Plattdeutsche übersetzt und seitdem wird die Bettlerszene auf Mundart gespielt.

„Köbi“ ist seit seiner Jugend mit dem Reitsport verbunden, hat etliche Turniere – sowohl im Springreiten als auch in der Vielseitigkeit – und an Jagden teilgenommen. Über 35 Jahre hat er im Reistall Kierst bei der Familie Münker gearbeitet, bis der Hof 2016 verkauft wurde. Die Geländehindernisse für das alljährliche Turnier kamen immer aus seiner Hand. Neben dem Martinsbrauchtum ist das Schützenwesen in der St. Martinus Schützenbruderschaft Langst-Kierst sein großes Hobby – natürlich hoch zu Ross. Er war lange Jahre Adjudant und seit 2018 ist er General der Schützen. Im Jahr 1983 war er Prinz und 2015 König zusammen mit seiner Frau Hildegard.