Mit dem Bagger für Integration

Neun junge Männer aus dem Asylbewerberheim in Lank-Latum nehmen am „Bagger-Modellbau-Projekt“ teil.

Nur noch ein Tag trennt uns vom Weihnachtsfest, dem Fest der Nächstenliebe. Oft verlieren wir uns im Vorbereitungsstress und verlieren dabei unseren Nächsten aus den Augen. In der Pfarrei Hildegundis von Meer in Lank ergriffen die Mitglieder der Kirchenvorstandes die Initiative – und gingen einen großen Schritt auf Mitmenschen zu, die sich in unserer Gesellschaft oft ausgegrenzt fühlen und bereiten ihnen eine noch wochenlang anhaltende vorweihnachtliche Freude.

 Beim Projekt „Bagger-Modellbau“ haben im Pfarrzentrum von St. Stephanus alle die Hände voll zu tun.
Beim Projekt „Bagger-Modellbau“ haben im Pfarrzentrum von St. Stephanus alle die Hände voll zu tun. Foto: Vuhl

Neun junge Männer zwischen 18 und 35 Jahren wurden von der Sozialarbeiterin der Caritas in Neuss Gaby Trockel im Asylbewerberheim in Lank-Latum ausgewählt, um an dem Projekt „Bagger-Modellbau“ teilzunehmen. Was sich erst einmal nach Spielerei für Erwachsene anhört, ist ein engagiertes Integrationsprojekt, das soziale und technische Ansätze bietet.

Ein- bis zweimal in der Woche treffen sich die Männer mit Rudolf Hahne und Max Stepanishy im Pfarrzentrum, um gemeinsam eine Baggerfabrik aufzubauen. Der erfahrene Berufsschullehrer Hahne nutzt dazu das selbst erarbeitete Technologie-Lehrkonzept des IQP e.V. und führt die Gruppenteilnehmer an die Grundlagen der Pneumatik, Mechanik und Hydraulik heran. „Die Männer sind alle technische Laien und bringen sehr unterschiedliche Voraussetzungen mit. Etwas Ähnliches wie die deutsche Berufsausbildung kennen sie nicht!“, berichtet Hahne.

Die Verständigung ist auch sehr umständlich und funktioniert über Gesten, mit Händen und Füßen und ganz wenig Sprache, denn die Projektteilnehmer sprechen alle verschiedene Sprachen, haben verschiedene Herkunftsländer und verstehen kaum deutsch.

Mit der Demontage von vorhandenen Baggermodellen haben sie begonnen, nebenbei ein wenig Theorie über Produktionsabläufe gesehen und jetzt, nach drei Wochen, fangen sie an, eigene Baggermodelle zu bauen. Säge und Handbohrer, Schablonen und Zeichenstift sind ihre Werkzeuge dabei. Schnell bildeten sie Arbeitsgruppen und helfen sich nun gegenseitig. Ihre Welt scheint in diesen Stunden fast perfekt zu sein, denn sie haben eine Aufgabe und tun etwas Sinnvolles.

Ein Teilnehmer ist der 32-jährige Aboubacar aus Guinea. Er lebt seit 16 Monaten im Lanker Wohnheim und spricht aus, was alle zu fühlen scheinen: „Hier bin ich endlich wieder glücklich!“

Das Projekt ist für ihn der berühmte Silberstreif am Horizont. „In unserem Zimmer im Wohnheim leben wir mit drei Männern in einem kleinen Raum und ich starre nur auf den Tisch. Ich bin nicht dumm und möchte etwas Sinnvolles machen!“, erklärt er.

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Aus Sicht der 2. Vorsitzenden des Rates der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG-Rat) der Pfarrei Hildegundis von Meer, Marianne Gehrisch, ist dieser Aspekt des Bagger-Projektes der wichtigste.

Mit ihren Kolleginnen des GdG-Rates unterstützt sie das Projekt direkt und bietet durch Bewirtung und gemeinsames Essen in den Pausen Ansatzpunkte für die Integration der Projektteilnehmer in das Gemeindeleben.

Im Pfarrheim arbeiten sie nicht nur an ihrem Baggerprojekt, sondern wachsen zu einer kleinen Gemeinschaft zusammen, kommen raus aus ihrer Isolation, schöpfen Mut und ernten Anerkennung von ihren Projektleitern. Sie leben sichtbar auf.

Das Nahziel des Kurses ist, dass jeder Teilnehmer einen funktionierenden Bagger baut, Rudolf Hahne denkt jedoch bereits weiter und kann sich weitere Modifizierungen des Baggers oder die gemeinsame Erarbeitung von Produktionsprozessen vorstellen und so einen noch größeren Beitrag zur Berufsvorbereitung leisten.

Sein Dank gilt besonders den Meerbuscher Pfadfindern, die den Arbeitsraum für das Projekt zur Verfügung stellten, dafür sollen sie einen der fertigen Bagger geschenkt bekommen.

(StadtSpiegel)