„Moodersprok“ im Advent

Zum letzten Mal im Jahr 2018 kamen Meerbuscher „Linguistik-Experten“ zusammen, um mit dem Mundart-Papst Johannes Toups „Moodersprok“ zu studieren. Und was hat es wieder Spaß gemacht.

Die Zunft derer, die die heimische Mundart sprechen und pflegen, ist immer noch recht ansehnlich, wenn auch bei den unter 40-Jährigen leider mit abnehmender Tendenz. Johannes Toups und seine „Co-Sprääker“, Sänger und Musikanten hatten kein Problem, ein ganzes Wirtshaus mit „Linguistik-Experten“ zu füllten, die ihre „Moodersprok“ beherrschen und pflegen, unter ihnen Ex-Staatsminister Dr. Norbert Walter-Borjans. Nicht nur der mitwirkende Männerchor, auch das geneigte Publikum schmetterte lautstark zur Jahreszeit passende plattdeutsche Lieder. Gespendete Plätzchen steigerten die Freude auf Sinterklaas und Christkind. Toups selbst aber erinnerte mit mehreren Episoden an eher dunkle Zeiten der Heimatgeschichte. Auch im heutigen Meerbusch gab es einst aktive Nazis, die zum Beispiel versuchten, eine Fronleichnamsprozession durch Wegesperren und Beflaggungsvorschriften zu verhindern. Die cleveren Lank-Latumer wechselten über Werksstraßen und ersetzten vorgeschriebene Hakenkreuzfahnen durch reichen Blumenschmuck. Es wurde eine großartige Prozession, die auch die herbeigeeilten Hitlerjungen nicht stören konnten. Geradezu melancholisch wurde Toups – er hat als Kind den Zweiten Weltkrieg bewusst erlebt – mit einer Darstellung der Weihnacht deutscher Kriegsgefangener in England. 90 Minuten bewachter Fußmarsch zur Kirche, anglikanischer Gottesdienst in Englisch und am Ende das Lied „Silent Night“. Von wegen Stille, alle, wirklich alle Gefangenen schmetterten dazu auf Deutsch „Stille Nacht, Heilige Nacht“. Die Briten muss das beeindruckt haben. Der Rückmarsch war nicht mehr gar so martialisch. Ob es anschließend Entlassungen gab, ist nicht überliefert.

Natürlich durfte aber auch gelacht und gelernt werden. Humoristische Einlagen lieferten Franz-Josef Radmacher und Jürgen Fallack, Toups selbst Nachhilfe bei in Vergessenheit geratenen Begriffen und Redensarten. Am 11. März soll der nächste Mundart-Stammtisch stattfinden.

(Report Anzeigenblatt)