Mundart mit Finanzminister

Hoher Besuch bei „Mundart-Papst“ Johannes Toups: NRW-Finanzminister Dr. Norbert Walter-Borjans kam zur Audienz – und sprach direkt einmal ein wenig Platt.

„Mundartpapst“ Johannes Toups hatte allen Grund zur Freude, war doch nicht nur Haus Latum brechend voll, auch ein leibhaftiger Minister gab ihm zum Mundartstammtisch die Ehre, und das sogar mit einem eigenen plattdeutschen Beitrag. Dr. Norbert Walter-Borjans, aus Lank stammender NRW-Finanzminister, war angereist um 90 überwiegend fröhliche Minuten am Ort seiner Kindheit zu genießen.

Die etwa 80 Mundartfreunde erfuhren von ihm „muttersprachlich“, dass in der Nähe sein Elternhaus gestanden hatte, er hier Grundschüler und Messdiener war und zwecks Finanzierung des Studiums nebenher zum gelegentlichen Gütertransporteur avanciert hatte. Heute, weil der Mundartstammtisch so viele Jugenderinnerungen in ihm weckten, wäre er gern nun schon zum wiederholten Male Toups‘ Gast. Auch als neues Mitglied des Heimatkreises Lank durfte er willkommen geheißen werden. Applaus gab es sodann reichlich. Ansonsten drehte sich das Programm vorwiegend um „de joue alde Tied“.

So lustig sich heute alles anhört, der Alltag war oft beschwerlich und mit viel Zwang zur Bescheidenheit verbunden. Geradezu kabarettistisch brachte Johannes Toups trotzdem voller Begeisterung auch die trüben Seiten verflossener Jahrzehnte herüber. In Lank gab es da zum Beispiel den originellen Typen und passionierten Wilddieb Becker Hennes. Ständig galt es, den Jagdaufseher von Schloss Pesch zu betricksen. Mit der Beute wurden schon mal bedürftige Bekannte erfreut, was diese gern mit einem Schnäpschen belohnten. Anzeige erstatten? Doch nicht wegen eines gemeinhin nur besseren Kreisen vorbehaltenen Bratens.

„Vertällekes“ über einst gängige und heute seltener gebrauchte Wörter und Redensarten enthielt das Programm, Erlebnisse der imaginären Familie Lintermanns und vieles mehr. Dazwischen lockerte die „Band“ Beeck/Hansen die Stimmung auf. Es durfte mitgesungen werden. Nicht nur, als zum Schluss das Lanker Heimatlied von Karl Schmalbach erklang, hörte man auch die Stimme des lautstark mitsingenden Finanzministers deutlich heraus. „Platt sprääke hält jong“ war das Motto gewesen. Das stimmte wohl, zumindest an diesem Abend und – erweitert auf „platt singe“.

(Report Anzeigenblatt)