: Radmacher bekam „Kinnhaken“

Viel zu erzählen hatte Franz-Josef Radmacher auch diesmal bei seiner Führung durch Lank-Latum. Ein historisches Highlight: Er selbst erhielt einmal einen „Kinnhaken“.

Trotz durchwachsenen Wetters konnte Franz-Josef Radmacher, bis Anfang des Jahres Vorsitzender des Heimatkreises Lank, 29 interessierte Bürgerinnen und Bürger zur Führung durch den Lank-Latumer Ortskern begrüßen.

Lank-Latum, der Ortsteil mit dem markanten Doppelnamen, mit rund 10.000 Einwohner Meerbuschs drittgrößter Stadtteil, erscheint heute als homogene Einheit. Doch das war nicht immer so, wie Radmacher seine Zuhörer erinnerte. Über viele Jahrhunderte waren Lank und Latum getrennte Gemeinden, mit eigenen Bürgermeistern und klarer räumlicher Trennung. Mit zunehmendem Bevölkerungswachstum wuchsen auch die Orte immer mehr zusammen, bis schließlich keine klare Grenze mehr sichtbar war. Doch ein erster Versuch des Zusammenschlusses scheiterte noch im Jahre 1904. Erst 1910 wurden die beiden nahezu gleichgroßen Gemeinden vereinigt. Lank brachte die Kirche und Latum die „M-Bahn“, die damals durch den Ort verlief, in die „Ehe“ mit ein.

Der Treff- und Ausgangspunkt der Führung, der „Alte Markt“ in Lank, war aber de facto historisch nie ein Marktplatz gewesen, wie Radmacher berichtet. Schließlich waren die Lanker bezüglich Gemüse und Fleisch Selbstversorger oder gingen direkt zum Bauern oder Metzger. Bis zur Ortskernsanierung 1989 wurde der heute malerisch gestaltete Platz mit seinem auffälligen Brunnen nur als Parkplatz genutzt. Radmacher konnte den interessierten Zuhörern ausführliche Erläuterungen und Anekdoten zu beinahe jedem der historischen Häuser erzählen. So zum Beispiel zu dem im ersten Obergeschoss des heutigen Restaurants gelegenen ehemaligen Tanzsaals, aus dem Unruhestifter einfach dadurch entfernt wurden, in dem man sie die Treppe herunter stieß. „Einmal hab ich auch selbst einen Kinnhaken bekommen! Dabei hab ich gar nichts gemacht und war völlig unschuldig“, erzählte Radmacher den lachenden Zuhörern. „Der Kinnhaken schmerzt noch heute“, aber den Namen seines Kontrahenten wollte Radmacher trotzdem nicht verraten.

Weiter ging die Tour zum Kirchplatz und in die St. Stephanus-Kirche, zu der es ebenfalls vieles aus der jahrhundertealten Geschichte zu berichten gab. Den Schlusspunkt der Führung markierte schließlich die Hauptstraße auf Höhe der Gaststätte Haus Baumeister, welches direkt am ehemaligen Zentrum des historischen Lank gelegen ist. Gut erkennbar kommen an dieser Stelle alle Straßen sternförmig zusammen. Das an die Gaststätte anschließende Haus war auch der Schauplatz des 1921 verübten und bis heute nicht aufgeklärten Mordfalls, welcher auch ein Schwerpunktthema in der letzten Ausgabe der Jahresschrift „Dä Bott“ des Heimatkreises Lank gewesen ist.