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Meerbuscher Apotheken wollen auf Missstände hinweisen

Protesttag am 14. Juni : Apotheken bleiben zu!

Am kommenden Mittwoch, 14. Juni, protestieren die Apotheken bundesweit gegen Honorarstillstand, Apothekenschließungen, Bürokratisierungswahn sowie für eine Patienversorgung ohne Lieferengpässe. Sie wollen damit auf ihre Situation aufmerksam machen. Auch in Meerbusch bleiben die Apotheken an diesem Tag ganztägig geschlossen.

Ausgenommen von dem Apotheken-Streik sind lediglich die notdiensthabenden Apotheken, die die Notversorgung aufrechterhalten werden (siehe Apotheken-Notdienst-Kasten oder die Apotheken-Notdienst-Suche unter https://www.aknr.de/notdienst/­suche). Es wird an diesem Tag daher zu Einschränkungen in der Versorgung kommen. Alle Arztpraxen der näheren Umgebung wurden informiert.

In einer Pressemitteilung, die von allen Meerbuscher Apothekeninhaber*innen mitgetragen wird, machen diese ihrem Unmut Luft: „Es ist für uns als Heilberufler besonders schwierig, angemessen zu protestieren, da wir in dem Dilemma stecken, dass wir unsere Patient*innen nicht hängen lassen können und wollen. Gleichzeitig wird es mittelfristig überhaupt keine adäquate flächendeckende Apothekenversorgung mehr geben, wenn sich nicht schnell und massiv etwas ändert!“ Die Apotheker werden deshalb mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an dem Tag nach Düsseldorf fahren, wo von 11 bis 13 Uhr eine Demo auf dem Burgplatz stattfindet. Auch in anderen Städten wird es Demonstrationen geben, wozu auch Nicht-Pharmazeuten eingeladen sind.

Die Apotheken beklagen gleich mehrere Punkte:

1. Seit vielen Monaten kaschierten die Apotheken mit großem Einsatz ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die derzeit defizitäre Arzneimittelversorgung in Deutschland – und das kostenfrei für die Verursacher dieser Situation. Die Lieferengpässe werden als „katastrophal“ beschrieben.

2. In nur wenigen Jahren haben 4 500 Apotheken geschlossen, so dass nur noch 17 800 Betriebe ein immer größeres Rad drehen müssten, ohne ausreichend Mitarbeiter*innen zu haben – dies sei unter anderem die Folge zu geringer Entlohnung im Vergleich zu anderen Branchen. Die Honorierung wurde seit 2004 nicht mehr nennenswert angepasst, bei gleichzeitigem Preisanstieg um 42 Prozent!

3. In der Pandemie haben viele Apotheken-Teams Überstunden geschoben, an Wochenenden Masken und Tests organisiert, umgepackt, getestet und Menschen informiert, beruhigt, getröstet und trotz allem versorgt. Diese Sondereinnahmen aus 2021 und 2022 sind auch in Auszahlung und Anerkennung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geflossen und natürlich zum Teil auch ins Steuerportemonnaie des Staates. Geblieben sei als „herzliches Dankeschön“ von Gesundheitsminister Lauterbauch eine Erhöhung des Zwangsabschlags. Diesen ziehen die Krankenkassen den Apotheken mit jeder Packung ab, so  dass ausgerechnet in der jetzigen Zeit noch weniger für die Menschen übrig bleibe, die mit und von der Apotheke leben. „Dieses Desinteresse und die fehlende Wertschätzung sind wir Apotheken leid! In unseren Apotheken arbeiten Menschen mit Berufsethos und hoher Qualifikation, aber der Verschleiß dieser Arbeitskräfte durch hohe Arbeitsbelastung, unsinnige Vorschriften, kleinkarierte Regresse spielen in der Betrachtung von Krankenkassen und Politik keine Rolle“, so die Meerbuscher Apotheker unisono.

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4. Die Bürokratie sei völlig ausgeufert – allein 200 Vorschriften seien inzwischen unmittelbar einzuhalten. Datenschutz, Arbeitssicherheit, Gefährdungsbeurteilungen, Dokumentationspflichten bis zum Abwinken und die immer längere Bearbeitungskaskade zur Erfüllung der Rabattverträge ließen kein effizientes und erfüllendes Arbeiten mehr zu.

5. Die Abgaberegeln seien mittlerweile so kompliziert, dass immer häufiger kleinste Formfehler zum Nicht-Bezahlen der Patientenversorgung führen. Dieser übertriebene Formalismus der Krankenkassen trage weder zu effizientem Arbeiten noch zu einer reibungslosen Patientenversorgung bei. Vielmehr werde aufgrund dieses Verhaltens im Zweifel eher nicht versorgt bzw. erst nach Eintreffen des „korrigierten“ Rezeptes.

Alle Meerbuscher Apothekeninhaber*innen beteiligen sich an dem Protest. Dies sind: Kathrin und Ulrich Stamm (Hubertus- und Teloy-Apotheke), Dr. Wolfgang Boventer (Stephanus-Apotheke), Siham Benachour (Apotheke am Wasserturm), Frank Sunkel (Römer-Apotheke), Almuth Berghs (Mauritius-Apotheke), Brigitte Thomas (Markt-Apotheke), Anne Rhein (Apotheke am Deutschen Eck), Uta Dorten (Bresges‘ Apotheke), Wibke Kohl (Mohren Apotheke), Niloufar-Negar Hekmat (Elefanten-Apotheke), Andrea Fink (Marien- und Hirsch-Apotheke).