Die TV-Stars des Seniorenheims
Osterath (aru) Wer hätte das gedacht? In Meerbusch gibt es mindestens einen eigenen Fernsehsender – für rund 150 Zuschauer. Die haben ihre Stars auf dem hauseigenen Kanal. Die Meerbuscher Nachrichten durften dabei sein.
Die Glöckchen stehen bereit, der Tisch ist ordentlich sortiert. „Gleich schalten die ersten Bewohner ihren Fernseher ein“, sagt Erich Schreiner und stellt das Mikrofon auf „On“. Er nimmt die Mini-Drehorgel und spielt eine Melodie – und lächelt. „Bei ihnen ist noch alles schwarz. Jetzt wissen aber alle vor der Mattscheibe, dass ich schon hier unten bin. Gleich wird es unsere Sendung geben.“ Und „unten“ ist der Keller des Seniorenheims Hildegundis von Meer. Vorbei an der Wäscherei, an Mitarbeiter-Umkleiden liegt die hauseigene Fernsehstation – mit einer Kamera und einem Moderatoren-Tisch. „Meereswelle“ heißt der Sender, der wochentags immer von 9 bis 9.15 Uhr das Wichtigste des Tages verkündet. Von den verschiedenen Mittagsmenüs bis hin zu den Öffnungszeiten des Friseurs im Heim. Das Equipment kam einst als Spende vom WDR ins Haus. Mittlerweile läuft es aber computergesteuert. Sabine Eckstein, Gudrun Brinkmann, Martina Stoller sowie Marga Fischer und Erika Schumacher sind neben Erich Schreiner die Moderatoren-Stars des Heims. Mit viel Herzblut und Engagement starten die Moderatoren in den Tag. Es gibt einen Tages und den Philosophenspruch zum Nachdenken. „Und natürlich auch eine Aussicht auf das Tageswetter und den Bio-Wetterbericht“, sagt Erich Schreiner. Seit rund zehn Jahren wohnt der ehemalige Angestellte im Fernmeldewesen im Heim. Während seiner Sendung bimmelt er mal hier mit einem Glöckchen, gratuliert den Geburtstagskindern – und schiebt auch keck eine Entschuldigung für sein Fehlen bei einem Freizeittermin im Haus ein. Jeder gestaltet die Sendung ein wenig anders, aber alles ist immer live. Und am Ende
der Sendung geht alles schnell. „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag“, sagt Schreiner und legt den kleinen Schalter um. „Off“. Klack, aus. Jetzt ist der Kanal bis zum nächsten Morgen um 9 Uhr wieder schwarz. Schnell räumt er den Platz auf, zieht sich den Mantel an, nimmt seinen Gehstock. Nun wartet auf ihn die Physiotherapie. „Tippen Sie einmal, wie alt ich bin“, sagt Schreiner und grinst. Ende 50, Anfang 60? „86
Jahre!“
