„Gezeichnete Gesichter“

Nach den beiden vorangegangenen Ausstellungen von Marianne Reiners-Maaz in der Galerie Mönter, die unter den Titeln „Sein Gesicht suchen“ (2006) und „Das zweite Gesicht“ (2012) ausschließlich Aquarelle vereinten, wird die Künstlerin nun Zeichnungen in unterschiedlichen Techniken vom 6. März bis zum 14. April zeigen.

„Gezeichnete Gesichter“, das sind mit Bleistift, Kugelschreiber, Wachsstift, Pinsel und Filzstift gezeichnete Köpfe oder Gesichtsfragmente. Im übertragenen Sinn verweist der Titel zugleich auf Gesichter, die vom Leben gezeichnet sind.

Die Beuys-Fahne von Marianne Reiners-Maaz.
Die Beuys-Fahne von Marianne Reiners-Maaz. Foto: Reiners-Maaz

Ähnlich ist die Doppelbedeutung beim Titel „geschlagen“ (2014). Hier handelt es sich um eine wandfüllende zwölfteilige Arbeit, bei der jede Zeichnung mit Schusterwachs, einem dicken schwarzen Wachsblock, aufs Papier geschlagen ist. Überall dort, wo dieses gehärtete Wachs das Papier trifft, hinterlässt es nach dem Aufprall einen punktartigen Fleck, der, der Bewegungsrichtung des Arms folgend, in eine kurze Linie ausläuft.

„Als Beispiel für die Anfänge dieser Technik (aus 2000) zeigt die Ausstellung in einer Sequenz mimischer Ausdrucksweisen das Gesicht einer alten Frau, das mit Kugelschreiberhieben zu Papier gebracht ist“, erklärt Marianne Reiners-Maaz. „Bei Zeichnungen, die in ähnlicher Schlagtechnik, jedoch weniger heftig und mit einem dünneren Wachsstift, aber auch mit Grafit ausgeführt sind, wirken die Gesichter eher so, als wären sie vorsichtig tastend auf ihren jeweiligen Ausdruck hin abgeklopft.“

Einem Künstlerstar, nämlich Joseph Beuys, ist unter dem Titel „Metamorphosen eines Gesichts“ (2001/ 2008) ein bannerartiger Digitaldruck (ca. 222 x 72 cm) gewidmet, der untereinander fünf frei gestaltete Computerzeichnungen vereint und durch die unterschiedliche Drehung des dargestellten Kopfes und die geöffneten Lippen auf sein verbales Agitieren verweist.

Ungerahmt werden im Flügel-Raum der Galerie zwei Gruppen kleinformatiger Zeichnungen in unterschiedlichen Techniken aus den Jahren 1988 bis 2015 zu sehen sein. Dieser Teil der Ausstellung bietet mit seinen verschiedenen, oft skizzenhaften Ansätzen einen Einblick in den Arbeitsprozess.

Zu diesen mehr experimentellen Arbeiten gehört auch (im hinteren Galerieraum) eine Reihe von Monotypien.

Gedanken zur Entstehung einzelner Zeichnungen wie auch allgemeine Reflexionen über das Zeichnen sind in den schriftlichen Aufzeichnungen festgehalten, aus denen die Künstlerin zur Finissage am 13. April, 19 Uhr, einige Ausschnitte vorlesen werde. „Eine gemischte Auswahl aus meinen täglichen Aufzeichnungen, deren Beginn auf einen Literarischen Kalender als Jahresgabe von Herrn Mönter (2005/06) zurückgeht, ist in den Vitrinen der Buchhandlung ausgelegt.“

(StadtSpiegel)