: Meerbuscher Demokratie-Bausteine der Zukunft

Speed-Debating mit Kommunalpolitikern, Fraktions- und Ausschusssitzung sowie ein Planspiel – diese Stationen durchliefen die Jugendlichen bei ihrem Kommunalpolitischen Praktikum und erhielten abschließend ein von der Bürgermeisterin unterzeichnetes Zertifikat „Basisbaustein für Demokratie“.

Ruby Schnaudt (16) und Lucas Senghaas (16) stehen vor ihrem Plakat und präsentieren den anderen Schülern, die am zweiten Kommunalpolitischen Praktikum der VHS teilnehmen, sowie anwesenden Politikern ihr Projekt: „Zusammenarbeit mit Jugendlichen auf Kommunalebene“. Ein paar Tage zuvor hatten sie sich nach dem Speed-Debating mit Parteivertretern für die FDP entschieden und Michael Bertholdt auf eine Fraktionssitzung begleitet: „Die Jugendlichen stellten provokante und gute Fragen, auch zur Klimapolitik. Sie können sich gut vertreten und wir sollten Vertrauen in sie haben.“ Die CDU und die UWG gingen in diesem Jahr leer aus, während im letzten Jahr kein Schüler die SPD besucht hatte. Die 17 Jugendlichen kommen von allen weiterführenden Schulen Meerbuschs sowie dem Georg-Büchner-Gymnasium in Kaarst. Die Altersspanne liegt in diesem Jahr niedriger, doch Béatrice Delassalle-Wischert Leiterin der VHS, und Berthold Grebe, stellvertretender Leiter, sind begeistert davon, wie sich die Schüler dennoch einbringen. Ruby und Lucas gehen auf dem Materé-Gymnasium in die zehnte Klasse, sie ist Schülersprecherin, er Stufensprecher. „Ich hatte schon vorher Interesse an Politik, was mich überrascht hat, ist wie viele Politiker und Profis in Meerbusch zusammenarbeiten“, sagt Lucas. „Wir möchten hier Erfahrungen sammeln und uns weiter engagieren“, sagt Ruby. Die beiden kritisieren, dass das nun geschlossene Jugendcafé am Interesse der Jugendlichen vorbei gegangen sei und die Kommunikation zwischen Schule und Politik nicht gut funktionieren würde – und fordern deshalb ein Jugendparlament. Frank Maatz, der erste Beigeordnete der Stadt Meerbusch, findet es schwer abzuschätzen, womit sich Jugendliche heute beschäftigen wollen, da das Angebot vielfältiger geworden und Düsseldorf schnell erreichbar ist: „Die Stadt braucht einen Generationsausgleich, die Altersstruktur in den Parteien bildet nicht die Gesellschaft ab und das hier ist ein Versuch dem entgegenzuwirken.“ Marc Becker von der Fraktion Die Linken/Piraten begrüßt die Idee des Jugendparlaments, das schon einmal in einer Stadtratsentscheidung abgelehnt wurde: „Als Alternative zum Jugendparlament wurde damals das Kommunalpolitische Praktikum ins Leben gerufen.“ Er fordert die Schüler auf, das Jugendparlament einzufordern, es gäbe schon Positivbeispiele. Andere Projekt-Ideen der Schüler betreffen gesünderes Schulkantinen-Essen, ein ermäßigtes Schokoticket, einen Bewegungspark und bessere Busanbindungen. „Für mich waren die Kantinensituation an der Realschule und die Probleme mit den Buslinien neue und wichtige Informationen“, sagt Constantin-Maurice Ippers von den Grünen. Er kann sich gut vorstellen, dass einige von den angesprochenen Themen in die nächsten Ausschüsse eingebracht werden. „Das Ziel ist die Politikverdrossenheit aufzulösen. Die Schüler melden uns zurück, dass sie gelernt haben, dass sie auch in ihrem Alter etwas bewegen können“, sagt Michaela Kura, die das Praktikum wieder zusammen mit Martina Bläser leitet. So ist es auch bei Ege Vargönen (15) vom Meerbusch-Gymnasium, der wie Asma Eddaa schon zum zweiten Mal teilnimmt und deshalb das Zertifikat „Basisbaustein – Aufbaustufe 1 für gelebte Demokratie“ erhält: „Ich habe gelernt, was man verändern kann und was nicht, die Politiker haben uns Feedback gegeben, was realisierbar ist, und nun habe ich den Mut etwas zu tun.“ Er interessiert sich für Politik, seit seine Eltern wegen der Aufstände in der Türkei gebannt vor dem Fernseher standen. Asma ging mit ihrem Lehrer Florian Grünewald durch die Klassen der Realschule Osterath und konnte mit ihm zusammen acht weitere Schüler motivieren, teilzunehmen. Auch bei Caroline Schubert (16) vom Städtischen Meerbusch Gymnasium ist politisches Interesse geweckt worden, sie hatte die Fraktionssitzung der Grünen besucht: „Es hat so viel Spaß gemacht, dass ich mir überlege wiederzukommen.“