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Pfarrei Hildegundis von Meer steht vor Herausforderungen

Synodaler Veränderungsprozess : Gemeindeleben im Wandel

Strukturelle Veränderungsprozesse begleiten die katholische Kirche in Meerbusch nicht erst seit gestern. Nach der Fusion der Gemeinden im Norden Meerbuschs zur Pfarrei Hildegundis von Meer 2010 wirbelt auch die geplante Neuordnung des Bistums Aachen in ­50 pastorale Räume zum ­1. Januar 2024 viel durcheinander im Gemeindeleben.

„Das Problem des Nachwuchsmangels, mit dem sich die Kirche ohnehin seit längerem konfrontiert sieht, wird durch die anstehenden Veränderungen und die vielen bislang ungeklärten Fragen in diesem Zusammenhang aktuell noch verschärft“, schildert Pfarrer Norbert Viertel die gegenwärtige Situation. Deutlich werde dies etwa im Bereich des pastoralen Personals, würden doch vakante Stellen vom Bistum Aachen derzeit nicht neu besetzt werden, solange noch unklar ist, wie die Strukturen nach dem synodalen Veränderungsprozess einmal aussehen werden. Die Folge sei, dass immer weniger speziell für die Seelsorge ausgebildetes Personal vorhanden und die Versorgungslage dementsprechend schlecht sei.

Aussagen, die sich auch in den Zahlen niederschlagen, gibt es doch mit Viertel aktuell nur noch einen einzigen Pfarrer für die sechs Ortschaften ­Osterath, Strümp, Lank-Latum, Langst-Kierst, Nierst und Ossum-Bösinghoven, die 2010 zu einer Pfarre verschmolzen sind. Ersatz für eine Gemeindereferentin, die im vergangenen Jahr in den Ruhestand verabschiedet worden ist, wurde ebenfalls nicht eingestellt. In der Folge verteilt sich die anfallende Arbeit nur noch auf Viertel und eine weitere Gemeindereferentin, der Rest werde durch Ehrenamtler geleistet.

Doch auch hier sei ein zunehmender Schwund zu bemerken. „Zwar haben wir immer noch viele ehrenamtliche Engagierte in Meerbusch, doch insgesamt gehen die Zahlen zurück“, sagt Julia Paschmanns, Vorsitzende des GdG-Rates, des pastoralen Leitungsgremiums der Pfarrei Hildegundis von Meer. So habe man einerseits damit zu kämpfen, dass viele Ehrenamtler altersbedingt ausscheiden, andererseits kämen aber auch wenig neue Kräfte nach. Und zudem wären gerade die jüngeren Menschen zeitlich nicht mehr so flexibel, wenn es darum geht, sich regelmäßig einer ehrenamtlichen Tätigkeit zu widmen.

Dass derartige Entwicklungen auch Veränderungen im gewohnten Gemeindeleben nach sich ziehen, die sicher nicht nach jedermanns Geschmack sein dürften, liege da nahe, argumentiert man von Seiten des GdG-Rates. Tatsächlich hatten erst unlängst einige Eltern ihren Unmut hinsichtlich der Kommunionfeierlichkeiten in der Pfarrei Hildegundis von Meer (diese finden bzw. fanden am gestrigen und am kommenden Samstag statt, Anm. d. Red.) geäußert. Neben dem geplanten Ablauf der Feier wurde unter anderem eine „lieblose“ (Zitat eines Elternteils) Kommunionvorbereitung ohne gemeinsamen Kommunionsunterricht, ohne das Basteln im Kreise weiterer Kinder und ohne eine Vielzahl gemeinsamer Erlebnisse beanstandet. Auch fühlten sich nicht alle Eltern gehört und eingebunden, so dass sich der Gemeinderat St. Stephanus (Lank-Latum) veranlasst sah, als Vermittler in dieser Frage aufzutreten.

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Gerade auch vor dem Hintergrund, dass die Kommunion für viele Eltern und Kinder ein emotional sehr wichtiger Anlass ist, können die Kritisierten durchaus nachvollziehen, dass Abweichungen von den gewohnten Abläufen an dieser Stelle bei manchem Betroffenen für Irritationen gesorgt haben. Gleichwohl sei aufgrund der aktuellen Veränderungsprozesse und der Personalknappheit aber eine Kommunion, wie die Eltern der Kinder sie vielleicht von früher kannten, schlichtweg nicht möglich.

„Das heißt aber nicht, dass uns die kirchliche Jugendarbeit nicht mehr am Herzen liegt, das tut sie nach wie vor“, sagt Pfarrer Norbert Viertel und verweist in diesem Zusammenhang auch auf die eigenen Maßnahmen, die man ergriffen habe, um eine angemessene Kommunionvorbereitung zu gewährleisten. So habe man den Eltern etwa religionspädagogisch aufbereitetes Material für die Familienkatechese in monatlichen Elternbriefen zur Verfügung gestellt, man habe die Eltern auch ermutigt, sich für die Kommunionvorbereitung in Gruppen zusammenzufinden, und man habe eine Taschenlampenführung durch die Kirche für die Kinder organisiert.

„Wir sind gerade dabei, Pfarre und Gemeinde neu zu denken, und müssen schauen, wie wir sie mit wenigen Hauptamtlichen und den zur Verfügung stehenden Ehrenamtlichen gestalten können“, fasst Viertel die große Herausforderung zusammen. Mit Blick auf die geplante Unterteilung des Bistums Aachen in 50 pastorale Räume hofft er, dass der Vorschlag von GdG-Rat und Kirchenvorstand, die Pfarrei Hildegundis von Meer als einen pastoralen Raum zusammenzufassen, beim Bistum Aachen auf Zustimmung stößt. Die Entscheidung darüber wird der Bischof im vierten Quartal 2023 fällen. Doch auch in der Meerbuscher Pfarre ist man sich im Klaren darüber, dass – selbst wenn im Sinne der beiden Leitungsgremien entschieden werden sollte – dies nicht das Ende der Neuerungen sein wird. Schon allein deshalb, weil durch die bis 2028 geplante Zusammenfassung der neu zu schaffenden pastoralen Räume zu acht bis 13 Pfarreien weitere Veränderungsprozesse anstehen.