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: Schützen retten die Gemeinde

: Schützen retten die Gemeinde

Nicht mit militärischen Mitteln, sondern mit finanziellen rettete die Schützenbruderschaft ihre Gemeinde.

Man mag es kaum glauben, dass vor langer Zeit die Schützenbruderschaft die Gemeinde Büderich „aus höchster Noth“ gerettet hat. Allerdings handelt es sich dabei um eine wahre Begebenheit: „Laut registri der Bruderschafft Sancti Fabiani et Sebastiani hat hießige Beidericher Gemeinde oder Nachbarschafft in höchster Noth ad 100 Reichsthaler auffgenohmen, wie obspecificirt vom cento 5 Reichsthaler in Termino Sancti Fabiani et Sebastiani abzustatten.“ Der Meerbuscher Historiker Mike Kunze hat diese zwischen 1690 und 1717 entstandene Notiz im Büdericher Pfarrarchiv entdeckt. Der auf den ersten Blick ungewöhnliche Fundort rührt daher, dass vor 1794 Pfarr- und Zivilgemeinde im Kurfürstentum Köln identisch waren und der Pfarrer praktisch zugleich Bürgermeister gewesen ist. Er vermutet, dass die Gemeinde in jener Zeit unter französischen Truppen zu leiden hatte und möglicherweise für deren Versorgung einen Kredit aufnehmen musste, den die Schützen aus ihrem Vermögen gegen fünf Prozent Zinsen auch gewährten. Leider wird ein genauer Zeitpunkt in dem Register nicht genannt. Man weiß aber, dass in den 1690er Jahren selbst der Sonnenkönig Ludwig XIV. mit seinen Truppen in dieser Gegend war, um Kaiserswerth zu belagern. Die Zeiten insgesamt waren unruhig und gefährlich. Viele Jahrzehnte lang lief der Kredit, bevor er unter Pfarrer Mathias Petrus Müller zurückgezahlt wurde. Während die Zinsen stets korrekt gezahlt wurden, wollte Müller allerdings nicht das übliche Aufgeld, einen Inflationsausgleich zahlen, was ihm den Protest der Schützen einbrachte. In den Unterlagen findet sich kein Hinweis darauf, dass dieses Aufgeld jemals gezahlt worden ist. Der Streit hingegen dürfte spätestens mit der Auflösung der Bruderschaften in der Franzosenzeit (1794–1813) zu einem Ende gekommen sein.