Migration gehört zu Mönchengladbach dazu

Migration gehört zu Mönchengladbach dazu

Die Geschichtswerkstatt arbeitet derzeit an einem Buchprojekt zum Thema „Migration und Mönchengladbach“, das sich in vielfältigen Aufsätzen mit den Vorteilen und Herausforderungen beschäftigt, die die Stadt in den letzten 200 Jahren durch Migration erlebt hat.

Warum haben sich Menschen in den vergangenen Jahren dazu entschlossen, ihre Heimat zu verlassen, um in Mönchengladbach eine neue zu suchen? Was und wer hat sie hier erwartet? Und wie sind sie zurechtgekommen?

Inspiriert von den Nachrichten und Diskussionen der vergangenen Monate, hat sich die Geschichtswerkstatt Mönchengladbach dazu entschieden, sich in einem Buch mit dem Arbeitstitel „Migration und Mönchengladbach - Menschen kommen, gehen und verändern eine Gemeinde“ mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Viele spannende Interviews, Fotos und Schilderungen von Zeitzeugen sollen zeigen, wie sich die Stadt innerhalb der letzten zwei Jahrhunderte politisch, sozial und kulturell durch Migrationsprozesse verändert hat.

Migration ist immer eine Herausforderung. Durch unsere Aufsätze wollen wir sehen, was man aus der Betrachtung der Geschichte lernen kann“, sagt Hans Schürings, Mitglied der Geschichtswerkstatt. Die Gruppe historisch interessierter Personen möchte sich aus alltagsgeschichtlicher Perspektive an der Vermittlung historischen Wissens für Jung und Alt beteiligen, um das lokale Geschichtsbewusstsein der Mönchengladbacher zu stärken. Das Buch soll im Spätherbst veröffentlicht werden, aufgegriffen werden dabei ganz unterschiedliche Aspekte der Geschichte.

Hans Schürings beschäftigt sich in seinem Aufsatz mit der Entwicklung Gladbachs von einer ländlichen Gemeinde zur Großstadt. Durch die Industrialisierung hat die Textilindustrie viele Menschen angeworben, die sich rund um die Fabriken ansiedelten. „Mönchengladbach hat hier eine sechs- bis achtfache Zunahme an Einwohnern erlebt“, erklärt Schürings.

Dem Schicksal der sogenannten Vertriebenen aus Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei widmet sich Karl Boland in seinem Text. In Mönchengladbach kamen nach dem Zweiten Weltkrieg mit mehr als 20 000 Menschen weitgehend Flüchtlinge aus Schlesien an, die von den Einwohnern untergebracht werden mussten, zunächst jedoch alles andere als willkommen waren. Dazu ist er derzeit noch auf der Suche nach Menschen, die sich als Zeitzeugen für Gespräche zur Verfügung stellen.

Wie das Fremde erst einmal Abschottung hervorruft, dann aber in einer gemeinsamen Einigung enden kann, zeigt Martina Wasserloos-Strunk am Beispiel der Veränderungen der evangelischen Gemeinde in Rheydt durch Migranten.

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Wirklich multiethnisch wurde Gladbach jedoch erst ab 1955 und 1961, wie Migrationsforscherin Prof. Dr. Ursula Boos-Nünning erklärt. Vor allem die Anwerbeverträge mit Italien und der Türkei, die neue Arbeitskräfte in die Stadt brachten, hatten einen großen Anteil an der heutigen Vielfalt in der Stadt. Mindestens 100 verschiedene Sprachen, neue vertretene Religionen und viele unterschiedliche Kulturen: „Von den Jugendlichen in Mönchengladbach hat heute jeder zweite einen Migrationshintergrund“, so Boos-Nünning.

(Report Anzeigenblatt)