Mit „dem Baum“ die innere Ruhe finden

Mit „dem Baum“ die innere Ruhe finden

Passend zum heutigen Weltyogatag hat sich Stadt Spiegel Volontärin Gina Dollen die Welt des Yoga genauer angesehen und bei einer Yoga Stunde mitgemacht.

„Und jetzt nehmen wir den Zeh zwischen unsere Finger und ziehen das Bein nach oben!“ Während ich noch versuche, den Knoten aus meinen Beinen zu entwirren, hoffe ich gerade, dass die Anweisung von Yogalehrerin Katharina Hüsers ein Scherz ist. Ein Blick nach rechts und links verrät mir: Nein, war es nicht, denn meine Yoga Mitstreiterinnen posieren bereits wie eine Mischung aus Ballerina und Spitzen-Akrobatin mit einem Bein in der Luft. Mein Bein dagegen hängt irgendwo vor mir zwischen Hüfte und Bauchnabel fest, während ich einen erbitterten Kampf mit meinem Gleichgewicht austrage. Gar nicht so einfach wie ich dachte, dieses Yoga.

Rückblick: Bisher gehörten eher Sportarten wie Laufen, Krafttraining oder Reiten zu meinem Alltag. Yoga hingegen kenne ich nur aus Erzählungen. Neugierig und gespannt stehe ich jetzt vor dem großen Vierkanthof von der IHK geprüften Yogalehrerin für Hatha Yoga, Katharina Hüsers. Die erste Überraschung: Die Yogagruppe, mit der ich heute meine „Yoga-Schnupperstunde“ absolviere, wartet auf einer großen Wiese. Kein mit Kerzen ausgeleuchteter Raum, kein steinerner Buddha und auch keine Räucherstäbchen. Dafür frische Luft, ein blauer Himmel und ein leichter Wind, der mit einem kaum hörbaren Rauschen durch das Feld hinter unserer „Yoga-Weise“ huscht. Ja, ich glaube, hier fühle ich mich wohl.

Wir beginnen im bekannten Lotussitz, einer Art Schneidersitz für Gelenkige, legen die Hände mit den Handflächen nach oben auf die Beine und schließen die Augen. Ich merke, wie schwer mir das fällt. Meine Augen wollen nicht zu bleiben, mein Körper einfach nicht zur Ruhe kommen. Wir beginnen damit, unsere Atemzüge zu zählen. „Wenn ihr merkt, ihr schweift ab, fangt ihr einfach von vorne an“, erklärt Hüsers. „Wohin denn abschweifen?“, denke ich noch und fange an zu zählen. Eins, zwei, drei.... als Katharina Hüsers nach einigen Minuten die nächste Übung ankündigt, muss ich gedanklich erstmal wieder auf unserer Wiese ankommen und bin überrascht, wie ich, ohne es zu merken, zur Ruhe gekommen bin.

Einige Minuten später: Puh, so langsam komme ich ganz schön ins Schwitzen. Ich versuche gerade, aus der Planke heraus, einer Unterarm-Liegestütz, ein Bein in die Luft zu heben. Das geht ziemlich in die Arme, mein Gleichgewicht weigert sich immer noch mit mir zu kooperieren. „Jetzt gehen wir in den Herabschauenden Hund“, weist Katahrina Hüsers an. Wow, endlich ein Begriff, den ich kenne. Zwischen für mich eher unbekannten Übungen sind auch einige dabei, die man von Bildern und Werbungen kennt. So auch der berühmte Baum, den ich als Kind immer mit Freundinnen gemacht habe, um zu sehen, wer länger stehen bleibt. Hätte ich das mal weiter geübt. „Nein, ich kippe jetzt nicht um“, denke ich und versuche, mich auf einen Punkt vor mir zu fixieren. Geht doch. Ich nehme einen tiefen Atemzug und spüre den frischen Wind um meine Nase. So langsam finde ich wirklich Gefallen an Yoga.

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Mein persönlicher Höhepunkt kommt gegen Ende der Yogastunde. Wir befinden uns gerade mit den Händen vor uns in der Hocke und drücken mit den Ellbogen unsere Knie auseinander. „Und jetzt langsam immer weiter nach vorne“, erklingt Katharina Hüsers Stimme. „Wie? Immer weiter? Die werden doch nicht?...“ Doch werden sie. Ehe ich mich versehe, scheinen fast alle um mich herum zu schweben. Die Beine sind jetzt vom Boden abgehoben, das Gewicht wird lediglich von den Händen getragen. Wow, ich bin wirklich beeindruckt. „Vorsicht Gina, wir wollen keinen Nasenbeinbruch“, neckt mich Hüsers, und ich muss grinsen, während ich hopsend versuche, zumindest eine Sekunde in der Luft zu sein.

Nachdem wir uns in der Schlussentspannung noch auf einen Art Traumreise begeben und das obligatorische „Om“ gesungen haben, sitzen wir in gemütlicher Runde bei einem selbst gebrauten Pfefferminztee zusammen und unterhalten uns ausgelassen. Weg sind die Anspannung, der Stress und die Gedanken an den Alltag. Obwohl es wirklich anstrengend war, fühle ich mich so gut wie lange nicht mehr. Jetzt verstehe ich, warum so viele auf Yoga schwören, und wer weiß, vielleicht komme ich sogar wieder.

(StadtSpiegel)