Mit vielen Herzen gegen Hetze

Mit vielen Herzen gegen Hetze

Die Tage vor dem 13. November kannten in Elmpt und Umgebung nur ein Gesprächsthema: Die geplante Demonstration der AfD und die angekündigten Gegenveranstaltungen.

Für viele Menschen bedeutete das auch ein ungutes Gefühl: Was wird mein Gegenüber sagen, wenn wir jetzt darüber sprechen? Denkt mein Nachbar, den ich seit 30 Jahren kenne, wie ich – oder doch anders?

Viele haben nicht nur mit der Teilnahme an einer der Gegenveranstaltungen gezeigt, wo sie stehen. Die „bunten Menschen“, die zum Sinnbild von Freiheit und Offenheit geworden sind, sind allgegenwärtig. Sie säumen den Zugweg der AfD an nahezu jeder Laterne, sie grüßen aus Vorgärten und hinter Fenstern.

Elmpt hat ein klares Zeichen gesetzt. Die Zahl der AfD-Demonstranten schätzt die Polizei auf 150 bis 200. Es waren Menschen aus der Region darunter, aber nur wenige. Ein Bus aus Aachen, Autos aus dem Ruhrgebiet, junge Männer, die sich über Aktionen in Erfurt oder Leipzig unterhielten.

Ganz anders das Bild auf dem Rathausplatz. Hier trafen sich alle, die an einer der drei Protest-Veranstaltungen teilgenommen hatten. In der Kirche beim ökumenischen Wortgottesdienst waren etwa 300 Menschen. Gut 350 hatten sich an der Demonstration beteiligt, die die Falken angemeldet hatten. Viele waren auch direkt zu „Herz statt Hetze“ gegangen – zu diesem Beisammensein in der Gaststätte zur Post hatten die im Gemeinderat vertretenen Parteien und die Flüchtlingshilfe aufgerufen. Hier zählten die Veranstalter auch noch einmal etwa 300 Menschen, die sich in den Räumen und vor der Gaststätte aufhielten. Natürlich kamen viele nach Demo oder Gottesdienst noch dazu.

Eine nicht unerhebliche Zahl baute sich auch an der Heinrichstraße bis zum Kreisverkehr auf, um zu sehen, wenn die AfD-Kundgebung ankommt. Die Demonstranten wurden von ihnen mit gellenden Pfiffen und „Ihr könnt nach Hause fahren“-Sprechchören empfangen. „Heute ist mir das Herz aufgegangen“, sagt Monica Ebbers von der Flüchtlingshilfe anschließend. „Wir haben friedlich gemeinsam dagegen gehalten.“ Vor fast genau einem Jahr hatte sie die Flüchtlingshilfe mit ins Leben gerufen. „Der Anlass war, dass in der Gemeinde eine latent fremdenfeindliche Stimmung zu spüren war“, erzählt sie. Und davon sei heute fast nichts mehr übrig.

Auch Bürgermeister Kalle Wassong war „glücklich“, dass alles friedlich abgelaufen ist. „Wir haben räumlich und geistig Abstand gehalten.“ Unterstützt wurde Herz statt Hetze auch von Bürgermeistern und deren Stellvertretern aus den Nachbargemeinden Brüggen, Schwalmtal und Nettetal, und sogar der Tönisvorster Bürgermeister Thomas Goßen und der Bundestagsabgeordnete Udo Schiefner

waren gekommen.

(StadtSpiegel)