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Dieter Ferdinand Paule stellt in der Citykirche Mönchengladbach aus

Dieter Ferdinand Paule stellt in der Citykirche aus : Wie ein Pinsel in der Hand eines anderen

Es wirkt, als hätte Dieter Ferdinand Paule seine Bilder und Skulpturen eigens für diesen Ort entworfen. Wer derzeit die Citykirche betritt, spürt sofort das beeindruckende Gefühl des Hildesheimer Malers, Bildhauers und Restaurators für Kirchenräume. Die 31 Exponate der Ausstellung mit dem Titel „Verschränkung“ geben der Citykirche eine fast magische Atmosphäre.

Man wird unmittelbar gefangen von der ruhigen, starken Kraft dieser Werke. Die Bilder wirken sehr durchdacht und konzentriert, aber gleichzeitig sinnlich und intensiv. Er greife zwar auf viel Wissen im Hintergrund zurück, sagt Paule. „Aber im kreativen Prozess muss man all das loslassen. Dann fühle ich mich wie ein Pinsel in der Hand eines anderen.“

Es geht ihm nicht um die Darstellung von Gegenständen. Vielmehr verwandelt er Farbe in Licht und Energie. So wie ein Magnet über seine Grenzen hinweg Kraft ausstrahlt, wirken auch Paules Bilder. Bewusst zeigt die Citykirche dieses Ausstellungs-Highlight in der Osterzeit, um viele Besucher mit den sehr besonderen Arbeiten vertraut zu machen.

Allein an dem titelgebenden Zyklus „Verschränkung“ hat Paule dreieinhalb Jahre gearbeitet. Das sind Bilderpaare, die einander ergänzen oder bei denen Teile untereinander getauscht sind. Sie zeigen einen Kerngedanken des Künstlers: Nichts steht isoliert für sich, alles auf der Welt hängt miteinander zusammen. Paule bricht das Dogma auf, dass ein Bild ein Rechteck mit Rahmen ist. Bei seinen Werken ist der Rand meist wie eine Stufe ins Innere des Bildes verlegt. Jedes Motiv hat dadurch quasi einen breiten bemalten Rahmen. Das sprengt unsere gewohnten Begrenzungen. Dadurch und auch durch die reliefartige Ölmalerei entsteht Dreidimensionalität, die Bilder werden sehr plastisch erfahrbar. Da ist immer ein Mehr spürbar, eine spirituelle Dimension. „Das Göttliche zu malen, ist unmöglich“, sagt Paule. Aber er hat sich tief in die modernen Erkenntnisse der Quantenphysik und Astrologie eingearbeitet. Das hat ihn überzeugt, dass vieles an unserer perfekten Schöpfung kein Zufall sein kann. Seine Kunst erzählt auch von einer ordnenden Hand, die allem zugrunde liegt.

Paules Bilder wirken sehr edel und wertig, denn er arbeitet überwiegend mit dunklen Grundtönen, auf denen er konzentriert goldene Tupfer und leuchtende Farben einsetzt, wie ein Feuerschweif oder ein Energiewirbel. Auf einem der Bilder ist ein explodierender Atompilz zu erkennen. Paule hat das Bild am 25. April 1986 zum ersten Mal ausgestellt. Wenige Stunden später war der Reaktorunfall in Tschernobyl. „Niemand kann mir erzählen, dass das ein Zufall war“, sagt er.

An vielen Stellen ist sein leiser Humor zu spüren. Besonders deutlich wird das bei einem in 18 Schichten vergoldeten Holzkalb, das der mutige Citykirchen-Pfarrer Christoph Simonsen auf den Altar der Kirche gestellt hat. Seine Schnauze ist ein Mercedes-Stern. Es steht auf Rädern wie ein Auto oder trojanisches Pferd. Und seine Ohren sehen aus wie umgedrehte Seitenspiegel, in denen der Betrachter sich überrascht selbst erkennt.

Die Ausstellung „Verschränkung“ ist bis zum 23. April dienstags bis samstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.