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Festakt in der Kaiser-Friedrich-Halle in Mönchengladbach

Festakt und Bundesdelegiertentagung in der Kaiser-Friedrich-Halle : Der BDH wird 100 Jahre alt

Einer der ältesten Sozialverbände Deutschlands feiert am 15. September in der Kaiser-Friedrich-Halle in Mönchengladbach ein rundes Jubiläum: Der BDH Bundesverband Rehabilitation wird 100 Jahre alt.

Im Vorfeld seiner Bundesdelegiertentagung kommen die Delegierten aus ganz Deutschland und zahlreiche Gäste zusammen, um auf ein Jahrhundert deutscher Sozial- und Rehabilitationsgeschichte zurückzublicken, die der BDH aktiv mitgestaltet hat. „Unser Verband entstand 1920, nach dem ersten Weltkrieg“, berichtet die Bundesvorsitzende des BDH Ilse Müller, die auch den Kreisverband in Mönchengladbach führt. „Geplant waren Festakt und Tagung natürlich für 2020. Leider hat auch in unserem Verband die Corona-Pandemie alle Planungen durcheinandergewirbelt. Umso größer ist die Freude jetzt!“

Traditionsreicher Sozialverband und Klinikträger

Hirnverletzte Kriegsopfer gründeten den BDH als Selbsthilfeorganisation. Die Ziele der allerersten Satzung, die sich die hirnverletzten Kriegsopfer kurz nach dem Ersten Weltkrieg gaben – „Wahrung der ideellen und wirtschaftlichen Interessen auf dem Gebiet der allgemeinen geistigen Schulung, der beruflichen Ausbildung, der Arbeitsbeschaffung und Siedlung, Vertretung bei Körperschaften, gegenüber Behörden und Gesetzgebung“ – wirken verblüffend aktuell. 1925 eröffnete der junge Verein in der Münchner Tristanstraße das erste neurologische Rehabilitationszentrum Deutschlands – seither ist der BDH beides: Sozialverband und Klinikträger. Dieses Alleinstellungsmerkmal hat sich der BDH bewahrt: er ist der einzige Sozialverband, der eigene Kliniken besitzt. Mittlerweile sind es sechs Kliniken in fünf Bundesländern und ein ambulantes Therapiezentrum. Die Expertise des BDH zur neurologischen Rehabilitation ist bundesweit gefragt. Auch die deutsche Sozialpolitik hat der BDH in Gremien und Dachverbänden kritisch und konstruktiv begleitet.

Die abwechslungsreiche Geschichte des BDH wird am 15. September im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen, zusätzlich wird der BDH den zweiten Otto-Löwenstein-Forschungspreis für innovative neurowissenschaftliche Forschung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verleihen. Der Preis erinnert an Otto Löwenstein, einen Neurologen jüdischer Abstammung, der 1933 ins amerikanische Exil gezwungen wurde, wo es ihm gelang, seine glanzvolle Karriere fortzusetzen. „Mich freut besonders, dass die Nachkommen Otto Löwensteins als Ehrengäste bei der Preisverleihung anwesend sein werden“, sagt Ilse Müller.

Auf der anschließenden Bundesdelegiertentagung wird der Kurs des Sozialverbandes und Klinikträgers in die Zukunft neu justiert. Hier zeigt sich Ilse Müller kämpferisch: „Wir leben in Krisenzeiten. Gerade jetzt zeigt sich das soziale Fundament einer Gesellschaft, die Solidarität der Menschen und die Fähigkeit zur politischen Umsetzung unserer Werte von sozialer Gerechtigkeit und gleichberechtigter Teilhabe. Wir fordern ein grundsätzliches Umdenken, damit unser Sozialstaat und seine sozialen Sicherungssysteme finanzierbar bleiben. Denn niemandem darf durch Krankheit und Behinderung das soziale Abseits und die gesellschaftliche Isolation drohen. Die Politik kann nur die Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement setzen, gelebt wird es vor Ort, in unseren Kreisverbänden. Eine zukunftsfeste Gesellschaft braucht einen großen Unterbau sozialen Engagements.“

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Der BDH – in Mönchengladbach aktiv

Der BDH Bundesverband Rehabilitation gestaltet das soziale Leben von Mönchengladbach seit vielen Jahrzehnten mit. Viele Menschen mit Behinderung finden im BDH-Kreisverband Mönchengladbach eine stärkende Gemeinschaft und in den regelmäßigen Sozialsprechstunden Unterstützung in allen sozialrechtlichen Fragen. Das Ehepaar Müller ist darüber hinaus auch in der Stadt für die Gründung der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung „Am Schlosspark“ bekannt.

Vor kurzem erhielt das innovative Projekt „Startklar“ 20 000 Euro aus den Mitteln der BDH-eigenen Stiftung. Das Wohnprojekt ermöglichte sieben jungen Menschen im Alter von Anfang/Mitte 20 mit unterschiedlichen Behinderungen, von zu Hause auszuziehen in eine eigene Wohnung. Ihre Eltern und die evangelische Hephata-Stiftung unterstützen sie auf dem Weg, selbstbestimmt und eigenständig zu leben – selbst wenn sie viel Hilfe dabei benötigen. OB Felix Heinrichs hatte sich bei einem Treffen persönlich für das außerordentliche bürgerschaftliche Engagement des BDH für Inklusion und Teilhabe in Mönchengladbach bedankt. Er wird auf der Festveranstaltung ein persönliches Grußwort sprechen.