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Gedenkfeier zur Reichspogromnacht in Mönchengladbach

Gedenkfeier zur Reichspogromnacht im Rathaus Abtei : Mahnung für ein „Nie wieder“

Zum 84. Mal jährte sich am 9. November die Reichspogromnacht, in der auch in Mönchengladbach Synagogen in Flammen aufgingen und zerstört wurden. Damit begann auch hier die Ausgrenzung, Deportation und Ermordung jüdischer Bürgerinnen und Bürger. Bei der Gedenkfeier im Rathaus Abtei präsentierten Studierende der Hochschule Niederrhein und Schüler*innen der Hans-Jonas-Gesamtschule Neuwerk Ergebnisse ihres Projektes „Stolpern-Erinnern-Erzählen“.

Der Stadt Mönchengladbach ist es ein wichtiges Anliegen, die Erinnerung an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger, denen grausames Unrecht geschah, aufrecht zu erhalten. Das Gedenken galt auch allen weiteren Gruppen, die nicht in die Schablone des Faschismus und die menschenverachtende Kategorie der „Volksgesundheit“ passten oder sich ihm widersetzten wie Sinti und Roma, engagierte Christen, Sozialdemokraten, Kommunisten, Humanisten und Pazifisten sowie Homosexuelle und behinderte Menschen.

Zum gemeinsamen Gedenken an diese Ereignisse lud Oberbürgermeister Felix Heinrichs im Beisein der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Mönchengladbach, Dr. Leah Floh, und rund 200 Bürgerinnen und Bürgern in den Innenhof des Rathauses Abtei ein. „Gemeinsam setzen wir ein Zeichen für eine bessere Zukunft, für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenwürde. Dafür, dass sich die Grausamkeiten der Nazizeit auch nicht im Ansatz wiederholen dürfen. Nie wieder. Ein Signal für ein friedliches, offenes und mutiges Miteinander", betonte Oberbürgermeister Felix Heinrichs in der Gedenkveranstaltung, die musikalisch durch den Mönchengladbacher Violinisten Francis Norman gestaltet wurde.

Wie notwendig die Mahnung eines „Nie wieder“ sei, führte Felix Heinrichs mit Blick auf die jüngsten Ereignisse aus, wie der Brandanschlag auf ein Haus für Geflüchtete in Leipzig, die Zunahme extremistischer Straftaten im letzten Jahr, die Sicherstellung mehrerer Tausend Bücher mit strafrechtlichen Inhalten in Sachsen und Brandenburg und das jüngst geschehene Beschmieren der KZ-Gedenkstätte Buchenwald. „Man findet unzählige Beispiele. Auch in unserer Region. Das ist traurig und besorgniserregend, denn es verletzt nicht nur die Menschen, denen die Taten gelten, sondern unsere Demokratie und unsere Grundwerte insgesamt. Deshalb ist Erinnern so wichtig“, so Oberbürgermeister Felix Heinrichs weiter, der im vergangenen Juli die Gedenkstätte in Riga gemeinsam mit Dieter Breymann und Ulrich Elsen besuchte. Beide hatten sich 2018 dafür eingesetzt, dass auch Mönchengladbach Teil des so genannten Riga-Komitees des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurde.

Als am 10. Dezember 1941 Züge mit deportierten Juden von Düsseldorf und anderen Städten aus in Richtung Riga rollten, fanden sich unter ihnen auch 179 Frauen, Männer und Kinder aus Mönchengladbach. Sie erreichten Riga in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember 1941. Viele fanden den Tod in den Wäldern von Rumbula und Bikernieki. Schätzungen gehen davon aus, dass in den Wäldern nahe Riga 35 000 bis 46 500 Menschen einen grausamen Tod fanden und an Ort und Stelle in Massengräbern verscharrt wurden.

  • Am Mahnmal vor dem Forum wurde
    Gedenkfeier : Mahnmal für die Ewigkeit
  • Bürgermeister Bommers im Kreise der Meerbuscher
    Reichspogromnacht : Gedenkfeier in Lank-Latum
  • OB Felix Heinrichs hat am 25.
    Anmeldung vom 23. bis 30. Dezember : Sprechstunde mit dem OB

Ein Signal für ein friedliches, offenes und mutiges Miteinander sendet auch die Hochschule Niederrhein mit ihrem Projekt „Stolpern-Erinnern-Erzählen“ in Kooperation mit der Hans-Jonas-Gesamtschule Neuwerk, das im Rahmen der Gedenkfeier vorgestellt wurde. In insgesamt zehn Projektgruppen haben 22 Studierende und 26 Schüler*innen der Klasse 11 auf der Suche nach den Geschichten hinter den Stolpersteinen mediale Konzepte entwickelt, um in Erinnerung an die Schicksale neue Impulse zu geben. Die Projektergebnisse reichten von einem eindrucksvollen Erinnerungsvideo mit Text-Collagen zum Song des Rappers Trettmann unter dem Titel „Stolpersteine“ bis zur Einrichtung eines Instagram-Kanals (stolperweg­_mg), der einen Stadtrundgang zum Gedenken der Opfer des Holocaust in Mönchengladbach beinhaltet. Studierende und Schüler*innen des Projektes nahmen ebenso an der Gedenkstunde teil wie Professor Andris Breitling von der Hochschule Niederrhein und Kaij Fischer, Lehrer an der Hans-Jonas-Gesamtschule.

Wie wichtig und notwendig die Erinnerungskultur ist, unterstrich auch Leah Floh, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Mönchengladbach. „Es gibt immer weniger Zeitzeugen, Opfer und Täter. Erst heute haben wir mit Ruth Hermges die letzte in Mönchengladbach geborene Überlebende der Shoah beerdigt. Umso bedeutender und notwendiger sei es, die Erinnerungskultur wach zu halten, wie etwa durch das Verlegen von Stolpersteinen. Seit 2007 wurden in Mönchengladbach 335 Stolpersteine verlegt.