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Gisela Heinrichsmeier sprang bei der Flughafeneröffnung 1956 Fallschirm

Gewagter Fallschirmsprung vor 65 Jahren : „Ich würde es immer wieder tun!“

„Zwei Giselas fliegen vom Himmel“ lautete damals, Ende April 1956, die Schlagzeile in der Zeitung. Eine der beiden Damen, die bei der Eröffnungsfeier des Flughafens Mönchengladbach ihren ersten Fallschirmsprung wagten, ist Gisela Heinrichsmeier (geb. Fleuth). Heute, 65 Jahre später, blickt die gebürtige Viersenerin zurück. „Es ist ein wunderschönes Gefühl“, sagt sie. „So, als würde man gar nicht sinken.“ Und, wenn sie noch könnte – sie würde es wieder tun!

Ein Extra-Tipp Artikel über das 65-jährige Jubiläums des Flughafens Mönchengladbach hat Gisela Heinrichsmeier auf die Idee gebracht. „Mensch, ich hab doch den Flughafen eröffnet!“, sagt sich die 86-Jährige schmunzelnd, holt ihre alten Fotos und Zeitungsausschnitte heraus und plaudert aus dem Nähkästchen.

Es ist Sonntag, der 22. April 1956. Tausende Menschen strömen zum neuen Flugplatz an der Niers, der an diesem Tag mit dem Erwerb der Berechtigung zum Motorflug offiziell eröffnet wird. Es ist ein ganz besonderer Tag für Mönchengladbach – und für Gisela Heinrichsmeier, die damals 20 Jahre jung ist und noch Gisela Fleuth heißt. Denn die gelernte Einzelhandelskauffrau wird es heute tun: Sie wird zum ersten Mal in ihrem Leben in ein Flugzeug steigen, zum ersten Mal fliegen und zum ersten Mal  aus dem Fluzeug springen – mit dem Fallschirm. Vor ihren Eltern hat sie alles geheimgehalten. Ihr Fallschirmlehrer, der sie im Vorfeld mit ein paar Bodenübungen und Theorie à la „Wenn der Wind von vorne kommt, Rolle rückwärts, wenn er von hinten kommt, Rolle vorwärts“ ausgebildet hat, ist nicht im Flugzeug. Nur die andere Gisela, ebenfalls Anfängerin.

Von Höhenangst und Nervosität aber keine Spur. Gisela Heinrichsmeier erinnert sich: „Ich hatte nie Angst, war immer tapfer und mutig, vielleicht, weil der Krieg vorher so furchtbar war...“ Auch das Schwimmen habe sie sich damals selbst beigebracht, von einem Rheinufer zum anderen rüber sei sie geschwommen, und zurück, und habe sich dabei immer schmutzig gemacht, weil das Wasser damals so verdreckt gewesen sei.

Den Fallschirmsprung an diesem Tag genießt sie jedenfalls in vollen Zügen. Und den Fliegerball danach im Casino... Als sie irgendwann gefragt wird, was sie denn mache, wenn der Fallschirm nicht aufgehe, erwidert sie trocken: „Dann tausche ich den unten um.“

Ihren Humor, ihren Mut und ihre Offenheit für Neues hat Gisela Heinrichsmeier sich bewahrt. Sie sei immer gern gereist, mit ihrem im Jahr 2000 verstorbenen Mann Bernd mit dem Caravan – sie selbst meistens am Steuer. „Drei Monate Kreta, drei Monate Spanien, drei Monate Bodensee“, erzählt sie. Und sie lächelt: „Ich war sehr glücklich. Mein Leben ist gut verlaufen und mein Mann hat mich auf Händen getragen.“

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Ihre Wohnung in Hardt, ja, die vermisse sie allerdings. In die möchte sie unbedingt zurück, und trainiere deshalb täglich mit dem Rollator, um den Rollstuhl beiseite schieben und wieder gehen zu können. Im Altenheim Pixbusch der Sozial Holding, wo sie zurzeit wohnt, unterstützt man sie; den Ehrgeiz aber bringt sie selbst mit. Auch gegen das Fernweh, das sie manchmal überkommt, wenn sie abends im Bett liegt, hat sie übrigens ein Rezept: „Ich suche mir immer einen Traum aus, eine Reise, an die ich mich erinnere.“