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In 14 deutschen Städten wird ein Datingportal gegen Leerstand erprobt

„Datingportal“ für Immobilienbesitzer und Mieter : „Leerstand ist immer ein Makel“

Wie wäre es, wenn man sowas, wie das Datingportal „Tinder“ hätte, nur für leer stehende Ladenlokale? Das Institut für Handelsforschung Köln will eine digitale Plattform für ein schlaues Ansiedlungsmanagement gegen die Verödung der Innenstädte schaffen. Unter den 14 Modellstädten für das Projekt ist auch Mönchengladbach. Am Mittwochabend hatte die Wirtschaftsförderung WFMG zur Auftaktveranstaltung online und in die KFH geladen.

Eine lebendige Stadt, das sei nicht mehr, wie früher, eine volle Straße, auf der sich die Fußgänger an den Schaufenstern knubbeln, so Oberbürgermeister Felix Heinrichs am Mittwochabend in der Kaiser-Friedrich-Halle. Von diesen Vorstellungen müsse man sich ein für allemal verabschieden. „Lebendig, das ist heute eine bunte Vielfalt aus Läden, Gastro, Grünfläche und Wohnen“, so Heinrichs, leere Schaufenster würden da nicht zum Wohlfühlen beitragen. Leerstand sei immer ein Makel, so auch WFMG-Geschäftsführer Dr. Ulrich Schückhaus, über leer stehende Ladenlokale müsse es daher viel mehr Info geben, zur Vermietungsfläche, Zustand, Größe, Preis, Gegend und Frequenz. Nur so könnten Ansiedlungswillige für sich das Richtige finden. „Das zu schaffen ist ein Stück harter Arbeit“.

Bis Ende des Jahres will das Institut für Handelsforschung (IFH) Köln eine digitale Plattform für ein vorausschauendes, proaktives Ansiedlungsmanagement schaffen, die genau das bietet – zusammen mit 14 Modellstädten, zu denen in NRW neben Köln und Langenfeld auch Mönchengladbach gehört. Durch das geförderte Projekt sollen Leerstände in Innenstädten besser identifiziert und durch die Erfassung schneller wieder an den Markt gebracht werden. „Wenn wir uns mit Zentren beschäftigen, dann mit allen, nicht nur mit Gladbach und Rheydt“, so Stadtplaner Christian Frey, der sich seit dem Amtsantritt von Felix Heinrichs mit dem Thema beschäftigt. Wohnen, Kultur, Dienstleistung Arbeit, Gastro, das müsse eine lebendige Stadt in Zukunft leisten. Funktionieren könne das nur, indem man die Leute  wieder in die Stadt kriege und für die Ladenlokale passende Mieter fände.

Projektbeteiligter Frank Rehme, Geschäftsführer bei VITAIL, nennt ein prominentes Beispiel, wo es funktioniert hat: Die Hackeschen Höfe in Berlin. Dort darf sich nur ansiedeln, wer in Berlin produziert oder dort gestartet ist, egal ob andere mehr Miete bezahlen würden. „Die Hackeschen Höfe, sind eigentlich nur Hinterhöfe, aber heute in jedem Reiseführer vermerkt“, sagt er.

Damit die Plattform in die Gänge kommt, müsse sich das Thema rumsprechen, Immobilienbesitzer sich angesprochen fühlen, mitzumachen. „Wir brauchen Mund-zu-Mund-Propaganda, damit die Info auch Hausbesitzer im Ausland erreicht“, sagt Eva Eichenberg, Teamleiterin  WFMG. Um die Sache anzukurbeln, sollen runde Schilder mit Sprüchen, wie „Jemand wie Du sollte nicht leer stehen“ oder „Du bist heiß begehrt“ auf die Schaufenster leerer Ladenlokale geklebt werden. Und auch ein grünes Mobil sorgt für Aufmerksamkeit. „Wir wollen den Eigentümern nichts Böses, das ist eine herzliche Einladung“, so Eichenberg.

Solange das Portal noch nicht aktiv ist, kann man über leerstand@ wfmg.de Kontakt aufnehmen.