1. Mönchengladbach

In Schelsen wird wieder für das Weihnachtsmärchen geprobt​

In Schelsen wird wieder für das Weihnachtsmärchen geprobt : Rapunzel mal ganz anders

Schelsener Weihnachtsmärchen, das kennt jedes Kind? Aber nicht alle Erwachsenen. Wir waren bei der Probe und haben mal nachgeschaut, was da läuft: eine lustige Schauspieltruppe, die „Rapunzel“ ein bisschen uminterpretiert hat. Karten gibt es schon.

„Gut gehört ist fast gesehen“: In der Mitte der Bühne thront ein mannsgroßer Maulwurfshügel aus Pappmachée, über dessen Rand der vorlaute Maulwurf Manni nuschelt. Erwachsene erinnert seine Aussprache ein kleines bisschen an den berühmten Maulwurfn des Puppenspielers René Marik. Manni trägt eine Art undurchsichtige Schwimmbrille – blind wie ein Maulwurf halt. „So kann ich viel besser nachempfinden, wie ein Maulwurf sich fühlt“, sagt Manni-Darsteller Jan Schoor. Aber was hat Maulwurf Manni mit Rapunzel zu tun? Eigentlich nichts, wenn Autor Tim Theuerzeit den Gebrüdern Grimm nicht ein bisschen unter die Arme gegriffen hätte und die eine oder andere Fantasiefigur und zeitgemäße Wendung zum „Rapunzel“ dazu gedichtet hätte. „Wir schreiben die Märchen immer um, erfinden noch was dazu“, sagt Kristina Boß-Häusler, sprechende Tauben zum Beispiel, Flamingos in Badehose und eben Manni.

Das ist wohl der Reiz, den das Schelsener Weihnachtsmärchen seit 40 Jahren ausmacht. Und natürlich der Riesenspaß, den die Truppe hat. Das Weihnachtsmärchen ist so etwas, wie Schelsener Kulturgut. Kristina Boß-Häusler, in diesem Jahr Flamingo Rosa, hat schon als Jugendliche mitgemacht und die Großeltern des Rapunzels Mia Malecha, haben das Schelsener Weihnachtsmärchen sogar seinerzeit ins Leben gerufen. Das hat damals ganze Schulklassen aus Düsseldorf angelockt. Es gab Zeiten, da wurde eine ganze Woche lang durchgespielt. Ganz so wild, ist es heute nicht mehr, aber für elf ausverkaufte Vorstellungen und eine Extra-Improveranstaltung reicht es allemal. Zum Gelingen tragen übrigens auch die Jüngsten mit kleinen Statistenrollen bei – taumelnde Büsche und purzelnde Brote inbegriffen.

So etwas wie „Regie“ gibt es bei der Theatergruppe „Weihnachtszauber“ nicht. Da er dieses Jahr der Autor ist, greift Tim Theuerzeit ab und zu ins Geschehen ein. Es gibt ausführliche Diskussionen darüber, wo der Wald auf der Bühne stehen muss und ob der Prinz, gespielt von Chris Schoor, über das Balkongeländer von Rapunzel klettern soll. Apropos: Ein aufwendiges Bühnenbild wird natürlich auch jedes Jahr neu kreiert. Dafür ist das fünfköpfige Bauteam um Anja Hoffmann zuständig. „Die haben letztes Wochenende nonstop gearbeitet“, sagt Kristina Boß-Häusler. Schließlich habe man nicht viel Zeit, da der Pfarrsaal in Schelsen ja auch für andere Veranstaltungen genutzt werde.

Übrigens wird beim Weihnachtsmärchen nicht nur gedichtet, sondern auch komponiert. Jedes Jahr gibt es ein neues Lied, das ebenso auf der CD landet, wie das Stück. In diesem Jahr ist es natürlich das Lied, mit dem Rapunzel den Prinz betört, mit glockenreiner Stimme vorgetragen von Mia Malecha. Obwohl die CD ja nicht mehr so der zeitgemäße Tonträger sei, finde sie nach der Vorstellung immer reißenden Absatz, sagt Kristina Boß-Häusler. Und natürlich wird auch dieser Erlös, wie die kompletten Einnahmen der Vorstellungen, für Not leidende Kinder gespendet.