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Islamische Reformgemeinde MG/VIE setzt auf Integration​

Islamische Reformgemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat setzt auf Integration : „Das Wort Islam bedeutet so viel wie Frieden“

Den Spagat zwischen Islam und der westlichen Kultur meistern, die Angst vor der fremden Religion abbauen, das sind Anliegen der islamischen Reformgemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat. Dass da noch jede Menge Ressentiments sind, hat die Gemeinde erst jüngst bei einer Islamausstellung im Viersener Stadthaus erfahren. Extra-Tipp sprach mit Imam Wafa Mohammed und dem Pressesprecher der Gemeinde, Ghalib Sheikh.

2021 haben sie sich in Zusammenarbeit mit Oberbürgermeister Felix Heinrichs in einer Plakataktion gegen Rassismus engagiert. Anfang Oktober 2022 eröffneten sie  gemeinsam mit Bürgermeisterin Sabine Anemüller im Stadthaus Viersen eine Ausstellung, die den Islam erklärt. Seit einigen Jahren sammeln Jugendliche aus der Gemeinde an jedem Neujahrsmorgen Silvestermüll auf dem Alten Markt. Die Gemeinde veranstaltet multikulturelle Fußballturniere für Kids, engagiert sich in der Obdachlosenhilfe, hat im Ahrtal mit angepackt. Die islamische Reformgemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat VIE/MG ist um Integration und Abbau von Vorurteilen bemüht. Doch immer wieder zeigt sich, wie schwierig das ist.

Dass der Islam häufig gleichgesetzt wird mit Fundamentalismus oder Extremismus, hat Gemeinde-Pressesprecher Ghalib Sheikh erst gerade wieder feststellen müssen. Anfang Oktober hatte die Gemeinde  die Wander-Ausstellung „Eine Reise durch die islamische Zeit“ nach Viersen geholt. Sie soll helfen, Vorurteile, Rassismus und Hass abzubauen und gemeinsam den interreligiösen Dialog und Frieden zu fördern. Mit rund 130 aktiv interessierten Ausstellungsbesucher*innen und zahllosen zufälligen Passanten kamen Ghalib Sheikh und Imam Wafa Mohammed ins Gespräch, sahen sich mit großem Interesse, aber auch mit Vorurteilen konfrontiert. „Der Islam ist eine sehr friedliche Religion“, sagt Wafa Mohammed, das Wort Islam bedeute sogar übersetzt Frieden. Und er betont, dass es zum Beispiel nicht Inhalt des Koran sei, dass Frauen keine Bildung haben dürften. Im Gegenteil sei das sogar ausdrücklich erwünscht. In der Reformgemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat gebe es viele Ärztinnen und Lehrerinnen. Seine eigene Schwester sei von Beruf Psychologin. Schwierig sei, dass es keine gemeinsame Ausrichtung der verschiedenen muslimischen Strömungen gebe.

Verhalten, das in westlichen Ländern als negativ wahrgenommen werde, hätte nicht selten die Vermischung des Islam mit den jeweiligen Landeskulturen und -werten als Ursache. „Bei uns gibt es keinen Religionszwang“, wird der Imam nicht müde, immer wieder zu betonen. Auch das Streitthema Kopftuch bei Frauen sei in der Reformgemeinde klar geregelt. „Als frommer Mann wünsche ich mir zwar, dass meine Tochter sich für den Schleier entscheiden“, sagt Ghalib Sheikh, zwingen oder nötigen sei für ihn aber keine Option. „Was nützt es mir, wenn sie ihn hinter der nächsten Ecke wieder ablegen“, sagt er. Das müsse jede Frau für sich selbst entscheiden.

Die Offenheit und das soziale Engagement, das Bemühen der Reformgemeinde um Integration in die hiesige Gesellschaft mag manch einem „modern“ erscheinen, ist aber nicht so gemeint. „Wir verstehen uns als wertkonservativ“, sagt Imam Mohammed, wir wünschen uns eine Rückbesinnung auf das, was tatsächlich im Koran steht. Islamunterricht in Schulen, wie es ihn bereits in Hessen und Hamburg seit einiger Zeit gibt, würde die Gemeinde deshalb ausdrücklich begrüßen.

Derzeit ist die Reformgemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat in NRW dabei, den Status einer Körperschaft zu erlangen.