1. Mönchengladbach

Kabarettist Florian Schroeder mit "Neustart" im TiG

Florian Schroeder stellt sein Programm „Neustart“ vor : Der Teufel im Anzug kommt

Seine Fans freuen sich seit rund einem Jahr auf seinen Auftritt im TiG. Am 26. Februar kommt er nun endlich: Florian Schroeder. In seinem Programm „Neustart“ will der Satiriker „den Reset-Knopf drücken, mit seinem Publikum die Festplatte neu formatieren und einen Neustart jenseits von Weltuntergang und Erlösungsversprechen machen“, wie er verspricht. Der Extra-Tipp hat ihn interviewt.

Florian, Schwaben, Rheinländer, Bayern, „Ossis“ – gibt es ein „typisches“ Publikum bzw. typischen Humor?

Nein, das kann ich so nicht sagen. Ich hatte überall schon gleichermaßen schlechte Abende... Das war ein Witz! Muss man heute dazu sagen, weil die Ironiefähigkeit global gesehen auf dem Rückzug ist. Aber ich halte von diesen Klischees wirklich nichts. Viel wichtiger ist: Wie bin ich drauf? Wenn ich Lust auf die Show und die Leute habe, ist es letztlich egal, wo ich auftrete.

Was erwartet Dein Publikum im TiG?

Ein fröhlicher Abend, in dessen Rahmen ich mich frage, warum wir als Menschen andauernd nach Erlösung suchen, nach einem Messias. Ich suche ihn gemeinsam mit dem Publikum und finde ihn am Ende auch. Nämlich in mir selbst. Und dann sage ich, wie ich die Welt verändern werde. Denn um nicht weniger geht es mir als durch und durch bescheidenem Kleinkünstler. Verdammt, schon wieder Ironie...

Von Februar bis Oktober Neustart – wie anstrengend ist es, sich manchmal täglich so aufzuregen, wie es Deine „Comedy-Art“ ist?

Ich weiß gar nicht, ob ich mich so viel aufrege. Ich versuche eher, meine eigene Hilf- und Machtlosigkeit mit den Menschen zu teilen – und das auf lustige Art. Das fällt mir meist leicht, da es mehr Themen gibt, die mich herausfordern, als ich bewältigen kann. Sorgen machen müsste ich mir eher, wenn es umgekehrt wäre, ich mich fragen würde: Was, um Himmels willen, soll ich den Leuten heute wieder erzählen?  Das ist zum Glück nicht der Fall.

Und zur Erholung fliegst Du als „weißer reicher Mann“ dreimal im Jahr nach Malle, weil es Dir an der Nordsee zu kalt ist, hast aber ein schlechtes Gewissen…? Wie viel Bühnen-Schroeder steckt im echten Schroeder?

Das weiß ich nicht, weil ich den echten auch nicht persönlich kenne. Die Kunstfigur spitzt zu, in ihr habe ich die Freiheit,  äußere ich Gedanken, die mir Spaß machen, die gegen den Strich gebürstet sind. Ich spiele hier bewusst den Teufel im Anzug. Wer alles wörtlich nimmt, ist verloren.

Die sozialen Medien bekommen ihr Fett weg bei Dir – und doch bist Du bei Facebook, Twitter, YouTube… Geht’s nicht mehr ohne?

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Warum sollte es? Das sind ganz wunderbare Werkzeuge, zeitgemäße Kommunikationsmittel, die wir in ihrer Widersprüchlichkeit anerkennen müssen und zugleich nutzen können.  Das genau macht es aus. Das genau ist ein Spiegel unserer Zeit. Das Ziel ist weder Dämonisierung, noch Heiligsprechung und erst recht nicht Eskapismus. Sondern Anteilnahme trotz Skepsis.

Karl Lauterbach hat Dir viel Stoff zum Lästern gegeben – wer nervt Dich aktuell noch?

Das, worum es geht, ist weniger, wer mich nervt, als vielmehr, wer mich beschäftigt, wem es gelingt, dass ich mich mit ihm oder ihr auseinandersetzen möchte, vielleicht auch auseinandersetzen muss. Klar sind da Habeck und Lindner – aber nicht wegen beliebiger AKW-Debatten, sondern in erster Linie, weil eine neue Politikergeneration die Bühne betritt: Zwei Männer, beide übrigens studierte Philosophen, denen es um eine intellektuelle Vorherrschaft geht, um Diskursmacht. Wer bestimmt die Debatten der kommenden Jahre? Im Angesicht der aktuellen Lage wahrscheinlich keiner von beiden. Verdienst hätten sie es wohl beide.