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Kooperationsvereinbarung gegen Jugendkriminalität​

Kooperationsvereinbarung gegen Jugendkriminalität : Jugendlich und kriminell

Im Jahr 2022 wurden in Mönchengladbach 1 385 Straftaten von Kindern und Jugendlichen begangen, das sind 262 mehr als im Jahr 2021. Polizei, Staatsanwaltschaft und Stadt setzen weiterhin auf eine intensive Zusammenarbeit.

Die Behörden kennen ihre „Pappenheimer“: Bei den Tatverdächtigen handelt es sich um eine lockere Gruppierung („man kennt sich von der Straße“) von rund 30 Kindern und Jugendlichen aus Rheydt, Mülfort und Odenkirchen. Sie sind männlich, zwischen 13 und 17 Jahre alt und gelten bereits teilweise als „Intensivtäter“. Auf ihr Konto geht eine ganze Serie von Raubdelikten: Mit Drohungen, Einschüchterungen und körperlicher Gewalt bringen sie andere Kinder und Jugendliche um ihr Geld. Erst trieb die Gruppe in der Rheydter Innenstadt ihr Unwesen, als die Polizei dort mehr Präsenz zeigte, wechselten die Jugendlichen in die Mönchengladbacher Innenstadt.

Am Dienstag bei der Unterzeichnung der offiziellen „Vereinbarung über die Bekämpfung der Kriminalität jugendlicher Intensivtäter*innen“ im Polizeipräsidium zeichnete Kriminalrat Marc Pawleta beispielhaft die kriminelle Karriere eines jugendlichen Intensivtäters auf: 16 Jahre alt, geboren im Kosovo, wohnhaft bei seiner alleinerziehenden Mutter in einem Hochhaus in Odenkirchen. Nach vier Diebstählen und einer gefährlichen Körperverletzung wurde der Junge mit elf Jahren in die kriminalpräventive Initiative „Kurve kriegen“ aufgenommen. Mit mäßigem Erfolg, schaut man sich die weiteren Delikte an: 15 mal Raub bzw. schwerer Raub, fünfmal räuberische Erpressung, zehnmal vorsätzliche bzw. gefährliche Körperverletzung, achtmal Diebstahl, zweimal Sachbeschädigung, siebenmal Bedrohung, einmal Unterschlagung, einmal Missbrauch von Notrufen. Im Sommer vergangenen Jahres wurde der 16-Jährige festgenommen und am 1. Juli in eine Haftvermeidungseinrichtung gebracht, aus der er wenige Tage später flüchtete. Am 8. August stellte er sich auf der Polizeiwache Rheydt und befindet sich aktuell in Haft.

Um konzentriert gegen die besagte 30-köpfige Jugendgruppe vorzugehen, wurde zum 31. Mai vergangenen Jahres die „Ermittlungsgruppe Jugend“ gegründet. Neben der Sozialisation der beteiligten Kinder und Jugendlichen geht es bei der Arbeit der EG aber auch um die Inhaftierung der Rädelsführer und um die Stärkung des Sicherheitsgefühls innerhalb der Bevölkerung. Polizei, Stadt (Jugendamt) und Staatsanwalt arbeiten eng zusammen, mit Erfolg: Inzwischen konnten insgesamt sechs Haftbefehle gegen die Rädelsführer und ihre Mitläufer, bei denen keine positive Prognose mehr möglich war, erwirkt und vollstreckt werden. Sie wurden zum Teil zu mehrjährigen Freiheitsstrafen ohne Bewährung verurteilt.

Inzwischen hat sich die Lage in den Innenstädten beruhigt, die Gefängnisstrafen haben durchaus eine abschreckende Wirkung auf die anderen Kinder und Jugendlichen der Gruppe, glaubt Kriminalrat Marc Pawleta. Präventiv wird die EG Jugend dauerhaft eingerichtet, darüber hinaus kümmern sich Fachkräfte des Jugendamtes und der Polizei um das Thema Jugendkriminalität und die Gruppenmitglieder. Die seit Jahren praktizierte Zusammenarbeit zwischen den Behörden wurde jetzt mit einer Kooperationsvereinbarung noch einmal bekräftigt.