: Eine Niere für die Ehefrau

Drei mal die Woche jeweils fünf Stunden an der Dialysemaschine – für den Körper eine ganz schöne Tortur. Tanja Rosenkränzer aus Giesenkirchen hat diese nun hinter sich. Ihr Mann Tobias hat der nierenkranken Frau im vergangenen Jahr eine seiner Nieren überlassen. Das Thema Organspende sehen die beiden in der Öffentlichkeit stark unterrepräsentiert.

Als Tanja Rosenkränzer ihren Mann vor ziemlich genau zwei Jahren kennenlernte, litt sie schon zweieinhalb Jahre an ihrer Krankheit. Die regelmäßigen, notwendigen Behandlungen im Dialyse-Zentrum setzten ihr in dieser Zeit arg zu, wie sie selbst berichtet. „Das Ganze zerrt schon wahnsinnig am eigenen Körper, man fühlt sich schwach, an manchen Tagen kriecht man schon fast auf allen vieren ins Haus zurück“, erinnert sie sich. Gerade in den heißen Sommermonaten der beiden vergangenen Jahre seien die Belastungen durch die Dialyse besonders hart gewesen, regelmäßig habe sie während der fünf Stunden Behandlungszeit „im eigenen Saft geschmort“.

Dass sich Tanja Rosenkränzer heute sehr viel besser fühlt, hat sie ihrem Mann zu verdanken. Der konnte die Leiden seiner Frau nicht mehr mitansehen und ließ sich daher kurzentschlossen im Transplantationszentrum der Uni-Klinik Aachen buchstäblich auf Herz und Nieren prüfen, um zu klären, ob nicht vielleicht seine Niere als Spenderorgan in Frage käme. „Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Niere wirklich als Spenderniere passt, ist zwar relativ gering, aber, wie der Zufall so wollte, sprach in unserem Fall nichts dagegen“, erzählt Tobias Rosenkränzer.

Nach drei Monaten voller Voruntersuchungen und vor der OP im September 2019 musste sich der liebende Ehemann jedoch noch in Köln den bohrenden Fragen einer Ethik-Kommission stellen. „Für mich war das, obwohl ich eigentlich ziemlich gut reden kann, schon eine ziemliche Belastung und ich bin da hinterher auch ziemlich gerädert wieder raus“, beschreibt Rosenkränzer die Erfahrung. Ein wenig habe er sich in der Befragung wie auf der Anklagebank gefühlt. Allerdings musste die Kommission auch ihrer Aufgabe nachkommen, sicherzustellen, dass die Organspende nicht etwa erfolge, um sich selbst finanziell zu bereichern. Am Ende kam dann das „Ok“ und der Eingriff durfte vorgenommen werden.

Bereut hat Tobias Rosenkränzer den Schritt nicht. Zwar habe es in seinem Umfeld auch einiges an Unverständnis gegeben, dass er sich so früh – nach nicht einmal einem Jahr Beziehung – für den Weg einer Organspende entschieden habe. Aber für ihn war es nun mal eine Frage des Herzens und weniger eine des richtigen Zeitpunkts. Ansonsten sei er im Vorfeld der Operation natürlich auch nervös gewesen, da es „ja doch ein ziemlicher Einschnitt in das eigene Leben ist“. Und auch nach der OP habe es tatsächlich die erwartbaren Folgewirkungen gegeben, dergestalt, dass er sich nun nicht mehr so leistungsfähig wie vor dem Eingriff fühlt. Aber dies seien nur kleine Opfer, wenn er dagegen sieht, wie es seiner Frau heute besser geht.

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Auch Tanja Rosenkränzer freut sich, dass ihre Leidenszeit trotz der vielen Medikamente, die sie jetzt nehmen muss, ein Ende hat: „Es ist kein Vergleich zur Dialyse. Vorher – an der Maschine – war es ein Überleben, jetzt ist es wieder ein Leben.“

Im Nachgang ihrer eigenen Erfahrungen sei dem Ehepaar jedoch immer mehr bewusst geworden, wie wenig die Organspende im öffentlichen Fokus steht. „In den Medien findet das Thema kaum statt und auch sonst hat es nicht wirklich eine Lobby“, findet Tobias Rosenkränzer. Indem sie ihre Geschichte mit den Extra-Tipp-Lesern teilen, wollen die beiden Giesenkirchener daher ihren Teil dazu beitragen, der Organspende als solcher zu mehr öffentlicher Aufmerksamkeit zu verhelfen. Sie betonen: „Jeden kann es plötzlich treffen, und wenn jetzt aufgrund des Artikels auch nur ein paar wenige Menschen überlegen, sich einen Organspendeausweis zu besorgen, dann hat es sich doch schon gelohnt.“