: Gemeinsam statt einsam

Es ist schon viel besser geworden, aber noch nicht gut: Seelische Erkrankungen werden in der Gesellschaft weniger tabuisiert als früher. Trotzdem gibt es nach wie vor das Stigma des Sich-Anstellens. Die Aktionswoche seelische Gesundheit vom 12. bis 18. Oktober will ein Zeichen setzen gegen Vorurteile.

. Burn out, Depression, Psychose, Sucht – seelische Krankheiten kann man nicht sehen, wie einen gebrochenen Arm. Betroffene haben es deshalb nach wie vor oft schwer, ernst genommen zu werden. Von „verrückt“ bis „arbeitsscheu“ reichen die Vorurteile, denen sie im Alltag begegnen müssen. Die Stigmatisierung ist nicht mehr so drastisch wie früher. „Heute kann man sagen, dass man das Burn out-Syndrom hat, ohne dass alle die Augen verdrehen“, sagt Dieter Schax, Vorstandsvorsitzender des Vereins für die Rehabilitation psychisch Kranker. Trotzdem, von richtiger Akzeptanz seien wir noch weit weg.

Um mit Stigmatisierungen aufzuräumen, veranstaltet der Gemeindepsychiatrische Verbund (GPV), ein Zusammenschluss von 20 Organisationen in Mönchengladbach, die mit psychisch Kranken arbeiten, im Rahmen der bundesweiten Woche der seelischen Gesundheit auch wieder eine Veranstaltungsreihe in Mönchengladbach. Unter dem Motto „Ich bin das Beste, was mir im Leben passiert ist“ gibt es vom 12. bis 18. Oktober Film, Gespräche, Poetry Slam, Theater und Aktionen zum Thema. Unter anderem kann man sich auf dem Rheydter markt „auf den Sockel stellen“, durch eine Rauschbrille sehen und über Kopfhörer sich ungefiltertem Alltagslärm aussetzen.

Was kaum einer wisse, Mönchengladbach habe in Sachen Betreuung von seelisch Erkrankten einen Namen. So habe sich Alexander Veltin, erster Chefarzt der LVR-Klinik in Rheydt, seinerzeit einen Namen als Reform-Psychiater gemacht. Habe daran mitgewirkt, dass Psychiatrie heute keine Verwahranstalt für „Verrückte“ mehr sei, die man vor der Gesellschaft wegsperrt, so Schax. Fünf psychosoziale Arbeitsgruppen, die Hilfeplankonferenz und ein gut funktionierendes Netzwerk, kümmerten sich um besonders anspruchsvolle Fälle, so Claudia Große, Psychiatriekoordinatorin im städtischen Fachbereich Gesundheit.