: Weiblicher Herzschmerz

Frauen sind bis Mitte der 80er Jahre in vielen Bereichen der Medizin ziemlich vernachlässigt worden. Dass sie oft andere Symptome zeigen als Männer und auf Medikamente anders reagieren, wurde meistens ignoriert. Auch heute noch gibt es auf dem Gebiet Nachholbedarf. Mit einem regelmäßigen Frauentag will das Eli darauf reagieren. Am 25. Mai geht es in Fachvorträgen für Mediziner und Interessierte um Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen.

. Wenn das Frauenherz mal nicht ganz richtig tickt, dann kann sich das mit ganz anderen Symptomen äußern, als beim Mann. „Frauen haben beim Herzinfarkt oft atypische Beschwerden, wie zum Beispiel Oberbauch-, Rücken- oder Kieferschmerzen“, sagt Privatdozentin Dr. Mirja Neizel-Wittke, stellvertretende Chefärztin der Kardiologie im Eli. Manche würden auch einfach umkippen. Der typische bis ins Bein abstrahlende Schmerz auf der linken Seite käme bei Frauen oft gar nicht vor.

Nicht nur die Frauen selber kämen bei solchen Symptomen meistens nicht darauf, dass sie einen Herzinfarkt haben, sondern es gebe da auch in der Ärzteschaft eine Fehlwahrnehmung, sagt Prof. Dr. Jürgen vom Dahl, Leiter der Klinik für Kardiologie im Krankenhaus Maria Hilf.

Bis 1984 war die Frau in der Medizin offenbar das unbekannte Wesen, erst seitdem müssen an einer medizinischen Studie mindestens 20 Prozent weibliche Patienten beteiligt sein.

Prof. Dr. Georg V. Sabin, Chefarzt der Kardiologie im Eli, gehörte zu den ersten deutschen Medizinern, die gendermedizinisch dachten. Dass es auch heute noch Nachholbedarf in der Ärzteschaft gibt, hat das Netzwerk Frauenherz – 16 Kliniken und sechs Praxen – unter seiner wissenschaftlichen Leitung zum Anlass genommen, den ersten Frauentag im Eli zum Thema Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu veranstalten.

Auch das Verhalten ist bei weiblichen und männlichen Patienten grundlegend anders. Davon kann Chefärztin Lolita Bleckmann vom Herzpark Hardterwald ein Liedchen singen. Frauen brächten oft ihre Reha nicht zu Ende, weil sie es wichtiger fänden, zu Hause für Mann und Kind oder für die Pflege der Eltern da zu sein. Auch Medikationen würden vorzeitig abgebrochen, weil Frauen den Beipackzettel gründlicher läsen und die Nebenwirkungen nicht in Kauf nehmen wollten. Vom zur Reha gehörigen Sportprogramm wolle sie erst gar nicht reden.

Am Samstag, 25. Mai, können im Eli Mediziner und interessierte Bürger zehn Fachvorträge zum Thema Kardiologie der Frau anhören. ImOktober soll es zudem einen weiteren Frauentag speziell für Laien geben.