: Brötchen mit Papiersalat

Belegausgabepflicht nennt sich das im schönen Amtsdeutsch, was uns da demnächst auf die Theke, oder besser in die Tasche, flattert. Für jedes Brötchen, jeden Kaffee to go, jede Kugel Eis einen Bon? Die Bäckerei Hommers will das nicht mitmachen – und andere auch nicht.

. Odilia Brings ist Stammkundin bei Hommers, sie ist mit Tochter Gaby Bratz zum Frühstück vorbei gekommen. Vom Bon für jedes Brötchen halten beide gar nichts. „Wenn man allein an die Müllberge denkt...“, sagt Gaby Bratz. Wolfgang Franke ist für einen schnellen Kaffee da. Die neue Belegausgabepflicht? „Ach da höre ich schon gar nicht mehr hin“, sagt er, „die machen doch sowieso, was sie wollen.“

500 bis 600 Bons wären das täglich, müsste die Bäckerei Hommers für jeden Kauf tatsächlich einen Bon rausgeben – und das mal drei Filialen... „Keiner unserer Kunden will einen Beleg, außer bei Großbestellungen etwa für eine Party“, sagt Chefin Maria Hommers. Man könne einen Antrag auf eine Ausnahmeregelung stellen, ein Bäckerkollege habe das bereits versucht. „Die Anträge sind bisher aber alle von den Finanzämtern abgelehnt worden“, sagt der Landtagsabgeordnete Jochen Klenner, CDU, der zum Pressegespräch bei Hommers gekommen ist. Er ist dafür, dass es da eine bundesweite Regelung geben muss, statt vieler Einzelanträge.

Für das so genannte Massengeschäft sei die Bon-Pflicht unnötige Bürokratie, findet Klenner, eine entsprechende Eingabe für Ausnahmeregelungen habe die CDU gemeinsam mit der FDP im Landtag gemacht. „Auch, wenn uns klar ist, dass die große Koalition das neue Gesetz selbst mit auf den Weg gebracht hat“, so Klenner, „wir hoffen noch auf Einsicht“. Ob Steuern hinterzogen würden, könne das Finanzamt schließlich auch anders feststellen als mit dieser Zettelwirtschaft. Etwa wenn für 1000 Brötchen Mehl gekauft worden sei, aber nur 500 Brötchen in der Kasse registriert seien... Es sei natürlich in Ordnung, dass die Finanzbehörden den Geschäftsleuten auf die Finger schauten, „aber dabei ist man doch wohl übers Ziel hinaus geschossen“. Am Ende koste das Gesetz mehr, als es einbringen würde.

Was die Familie Hommers am meisten empört: „Dass wir alle unter Generalverdacht stehen“, sagt Maria Hommers. Denn die Belegausgabepflicht ist Teil des neuen Kassengesetzes, das am 1. Januar in Kraft treten und Steuerhinterziehung verhindern soll. Dabei sei es doch dem Finanzamt möglich, in der Kasse digital jeden einzelnen Verkaufsvorgang abzulesen, sagt Bäckereiinhaber Josef Hommers.

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Fünf Milliarden Belege würden allein im Bäckereihandwerk jährlich in Deutschland über die Ladentheke gehen, sollte die neue Belegpflicht tatsächlich Realität werden, weiß Jochen Klenner. Andere Branchen wie Kioske, Eisdielen und Imbisse seien da noch nicht mitgezählt.