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Kolumne Recht: Bundesliga vor dem Neustart: Corona deckt Missstände auf – in der Pflege wie im Profi-Fußball

Kolumne Recht: Bundesliga vor dem Neustart : Corona deckt Missstände auf – in der Pflege wie im Profi-Fußball

Vieles erhitzt dieser Tage die Gemüter. Weniger der wärmste April seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Schon eher die bange Frage, ob, wann und wohin wir dieses Jahr in Urlaub fahren dürfen. Am heißesten diskutiert werden dürfte aber derzeit die Frage, ob die Bundesliga wieder starten darf.

Natürlich nur Geisterspiele. Die Liga und ihre Clubs seien schließlich auch Wirtschaftsunternehmen. Gut 50.000 Jobs seien betroffen. Und wir Fans würden uns ja auch freuen, wenn es wieder losginge.

Die Gegner der Wiederaufnahme des Spielbetriebs wenden ein, von einem solchen ginge ein falsches Signal aus. Man könne zum Beispiel unseren Kindern nicht erklären, warum die Profis wieder kicken dürfen, Kinder aber nicht. Außerdem sollten Corona-Tests besser anderswo sinnvoller eingesetzt werden, als bei der regelmäßigen Kontrolle der Profifußballer.

Zu all diesen Pros und Contras gibt es wiederum andere Contras und Pros. Zum Beispiel, wer alles mitgezählt wird, bei den angeblich 50.000 betroffenen Jobs. Die Frauen und Männer an den Getränkeständen, die für das Ticketing zuständigen Angestellten der Vereine oder die Kellnerinnen und Kellner in den VIP-Logen werden von Geisterspielen keinen unmittelbaren Vorteil haben.

Corona-Tests gibt es in Deutschland aktuell wohl genug. Es wird weniger getestet als Testkapazitäten vorhanden sind. Die etwa 20.000 für die Bundesliga veranschlagten Tests fallen also nicht ins Gewicht.

Die Vorbildfunktion des Fußballs für Kinder und Jugendliche ist meines Erachtens auch kein Grund, den Spielbetrieb nicht wieder zu starten. Denn Profifußball ist nun mal, wie der Name schon sagt, Beruf und nicht Hobby.

Komisch sieht es dennoch aus. Während viele Menschen in Deutschland um ihre wirtschaftliche Existenz bangen und das Ordnungsamt überwacht, dass wir uns nicht zu nahe kommen, soll es okay sein, wenn 22 Multimillionäre sich lediglich während der Startaufstellung an die geltenden Abstandsregelungen halten. Und danach über 90 Minuten eine Vollkontaktsportart betreiben.

Aber ist es im Fußball nicht wie in der Pflege? Schuld ist nicht Corona. Corona deckt die Missstände nur auf. Der FC Schalke 04 hat im Jahr 2018 einen Umsatz von 350,4 Millionen Euro gemacht. Dennoch droht dem Club die Insolvenz, wenn Fernsehgelder und Werbeeinnahmen nicht bald wieder fließen. Dieses Szenario droht ungefähr einem Drittel der Erst- und Zweitligisten. Manuel Neuer soll gerade einen neuen Fünf-Jahresvertrag ab 2021, dann wird Neuer 35, gefordert haben, Jahresgehalt 20 Millionen Euro. Gehälter im zweistelligen Millionenbereich sind in der ersten Liga nichts Außergewöhnliches. Der brasilianische Fußballer Neymar ist 2017 für 222 Millionen Euro von Barcelona nach Paris gewechselt. Ausgaben in dieser Größenordnung können nicht über Eintrittsgelder finanziert werden. Auch wenn ein Stadionbesuch mit der Familie preislich auf dem Niveau einer einwöchigen Mallorca Reise liegen kann, dann aber ohne Familie.

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Bayern, Dortmund, Leipzig, Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim würden sogar einen Saisonabbruch überleben. Gleiches gilt wohl für Gladbach, Frankfurt und Berlin. Für alle anderen Vereine der Bundesliga wird es von Woche zu Woche ohne Spielbetrieb enger. Durch eine Plan-insolvenz und die bereits beschlossene Ausnahmeregelung, dass auch im Falle einer Insolvenz der betroffene Verein in der Liga bleiben darf, könnte der Rubel nächste Saison wieder rollen. Mit noch mehr finanziellem Ungleichgewicht und noch weniger Chancengleichheit zwischen den Vereinen.

Nicht diskutabel ist lediglich, dass im Falle einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs die Gesundheit der Spieler, Trainer, Betreuer und deren Familien gewährleistet sein muss. Außerdem bin ich der Meinung, dass Menschenansammlungen vor dem Stadion, wie beim letzten Geisterspiel Gladbach gegen Köln, verhindert werden müssen. Auf Kosten der Vereine, versteht sich.

Jan Lampe

Fachanwalt für Steuerrecht und zertifizierter Berater Steuerstrafrecht (DAA),

Partner der Kanzlei Hollender Lampe Lampe in Mönchengladbach