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Erster innerstädtischer Ewilpa in Mönchengladbach

Neuer Garten mit essbaren Wildkräutern : Aus der Natur frisch auf den Teller

Spitzwegerich schmeckt nach Pilz, Brennessel wie Spinat und mit Knoblauchrauke kann man Hummus würzen. Gestern hat der erste innerstädtische EssbareWildpflanzenPark, kurz Ewilpa, in Eicken eröffnet. Initiatorin Meike Koppmann möchte damit Menschen die Möglichkeit geben, die Natur neu zu erfahren.

. Vor dem bunt bemalten Tor in der Konzenstraße warten schon ungeduldig die ersten Besucher. Drinnen machen sich Oberbürgermeister, Presse und Vertreter des Umweltamtes ein Bild vom wilden Grün einer neuen städtischen Oase. Dazu gibt es zum Probieren mit Wildkräutern verfeinerte Häppchen: Hummus mit Knoblauchrauke, Gundermann-Butter, Wildkräutersalat und Brennesselkräcker. In Eicken hat gestern Deutschlands erster EssbareWildpflanzenPark, Ewilpa, eröffnet; schon vorab von der UNESCO als anerkannte Bildungsstätte ausgewiesen. „Keine Ahnung, wie die uns gefunden haben“, sagt Meike Koppmann, die für ihre Vision eines Stücks (fast) unberührter Natur mitten im städtischen Raum aus ihrem bisherigen Leben ausgestiegen ist, von der Prozessmanagerin zur Kräuterpädagogin wurde und fast im Alleingang 5 500 Quadratmeter städtische Brachfläche in eine Wildkräuteroase verwandelt hat. „Am Beginn des harten Lockdowns stand ich bei Wind und Wetter mit meiner Tochter allein hier“, sagt sie und war manches Mal kurz vor der Aufgabe, den Job hingeschmissen und ohne Einkünfte.

Zwei unermüdliche Helfer, Heidi Pittner und André Lévoz, griffen ihr schließlich ohne Wenn und Aber unter die Arme und halfen, die Idee vom Naturgarten für Jede und Jeden, Wirklichkeit werden zu lassen.  „Manchmal sind wir hier beim Arbeiten klatschnass geworden“, sagt Heidi Pittner. Spenden von Naturfreunden aus ganz Deutschland, das städtische Umweltamt und die von Dr. Markus Strauss initiierte Ewilpa-Stiftung halfen, Hindernisse aus dem Weg zu räumen. „Das muss alles noch wachsen“, sagt Meike Koppmann und meint das im doppelten Wortsinn.

Krautig wachsende Wildpflanzen, Stauden, Sträucher und Bäume wurden gepflanzt und sollen kontrolliert verwildern, um sie später nutzen zu können. Um den garteneigenen Bienen Nahrung zu bieten, hat das Ewilpa-Team erst einmal den Klee wuchern lassen. Schon jetzt wachsen auf der großen Fläche über 300 Kräutersorten. „Da bekomme ich Gänsehaut, wenn ich darüber nachdenke“, sagt Meike Koppmann. Infotafeln klären die Besucher*innen über Pflanzen auf, es gibt einen Barfußpfad zum Erfühlen verschiedener Untergründe, eine Pflanzen-Tauschecke, Kunstobjekte, eine Kräuterspirale, Totholzhecken mit viel Leben, eine Artenschutzzone und vieles andere zu erleben.

  • Hereinspaziert: Bei der „Offenen Gartenpforte“ gewähren
    Offene Gartenpforte am 4. und 5. Juni : Im Reich der Pflanzen
  • Treffen mit Künstlerin (vorne im Bild
    Kunstprojekt: Gemeinsamer Garten für ALZ und HUMA : Brückenschlag von hüben nach drüben
  • Zu den gärtnerischen Kostbarkeiten der Wolfs
    Am Sonntag Tag der offenen Gartenpforte : Oase mit Bambus und Seerosen

In dem Garten soll es aber nicht nur um die Kenntnis von Wildpflanzen, ihre Heilkraft und ihren Geschmack gehen, sondern der Park soll mit seinen Bänken, dem Kochplatz und der Obstwiese ein Ruheort sein, an dem Menschen sich eine Auszeit vom Alltagsstress nehmen können. „Ich hatte bereits eine Anfrage vom Kinderhospiz, ob es möglich sei, den Garten zu nutzen“, sagt Meike Koppmann, „natürlich ist es das“.

Oberbürgermeister Felix Heinrichs ließ sich am Eröffnungstag rumführen und war beeindruckt, was aus dem früheren Schandfleck, der zugemüllten Brache, geworden ist. „Biodiversität mitten in einem Stadtteil, der es nicht nur einfach hat“, urteilt er.

Koppmanns Idee ist es, hier zusammen mit dem Koch Holger Böker Wildkräuter-Kochkurse anzubieten, sowie in Zusammenarbeit mit der VHS Workshops über Heilkraft und Nutzen von Wildkräutern, über Bienen und andere Tiere des Naturgartens.

Nach der Vorstellung des Visionärs Dr. Markus Strauss (www.ewilpa.net), werden ausschließlich heimische und zum jeweiligen Standort ökologisch passende Pflanzen gepflanzt und angesiedelt. Da er selber verhindert war, ließ er durch seinen Stellvertreter Marcus Klancicar eine Rede verlesen, in der er die Initiative und den Mut von Meike Koppmann lobte.