: Fremde Kulturen frei Haus

Wie wäre es, mal einen Gastschüler aufzunehmen? Super, findet eine Gladbacher Familie, die das schon seit vielen Jahren macht. So lernt man auch ohne weite Reisen fremde Kulturen kennen.

. Gastschüler? Kein Thema! Da gibt es unendlich viele Anekdoten, lustige Skurrilitäten aus fernen Kulturen zu erzählen. Bei der Familie Kleine-Altekamp/ Brüggen ist Herzlichkeit und Gastfreundschaft Programm. Für ein Jahr jemand Fremdes unter dem eigenen Dach zu beherbergen ist deshalb auch gar kein Problem. „Wir haben ein offenes Haus“, sagt Brigitte Kleine-Altekamp. Das haben seit 2013 acht Gastschüler aus Thailand, Bolivien, China, Japan, Spanien und den USA kennenlernen dürfen.

Wenn Norbert Brüggen und seine Frau loslegen über Valeria aus Bolivien, wie sie in Hotpants einen Schneemann baute – „Die hatte gar keine andere Hose mit“ – oder von Alex aus China, der so begeistert von der Erfindung des Schnellkochtopfes war, dass er seiner Mutter gleich einen mitgebracht hat– für den Flug ausgepolstert mit Weingummi von Haribo – dann ist die Begeisterung nicht zu überhören. Und wie der selbe Alex befreundete Chinesinnen aus Sizilien eingeladen hat, um mit ihnen ausgerechnet am Rosenmontag den Kölner Dom zu besichtigen... Sie könnten stundenlang Geschichten erzählen: von Thailändern, die gelernt haben, dass man sich bei uns beim Reden ins Gesicht guckt und nicht in die Tasse spricht und von Gasteltern, die ihrerseits erfahren mussten, dass eine innige Umarmung nicht in jeder Kultur gut ankommt.

„Wie wir dazu gekommen sind? In der Zeitung wurden Gasteltern gesucht“, sagt die Gastmutter. Wenn die eigenen Kinder nach und nach aus dem Haus gingen, sei ja schließlich Platz da. „Wenn Gastschüler hier sind, haben wir ein Gefühl von Ferien“, findet Norbert Brüggen. Die Familie selber reist eher in Deutschland rum, vielleicht mal in ein europäisches Nachbarland. Fernreisen? Nö. Ist aber auch nicht nötig, wenn die fremden Kulturen in Gestalt von Gastschülern ins Haus kommen.

Englisch ist zwar hilfreich, aber nicht zwingend notwendig für werdende Gasteltern. Noch nichtmal ein eigenes Zimmer für den Gast sei unbedingt notwendig - jedenfalls nicht beim AFS (American Field Service), der Austauschorganisation, für die Brigitte Kleine-Altekamp ehrenamtlich als Hosting-Koordinatorin für Mönchengladbach und Erkelenz arbeitet. „Am besten fürs Kennenlernen ist, wenn die Kinder der Gasteltern die Austauschschüler in ihrem Zimmer aufnehmen, aber das muss natürlich passen“, findet sie.

Die Gastschüler „laufen so mit“ in der Familie, gehen mit zur Schule und müssen das tun, was die eigenen Kinder auch machen. Gasteltern seien nicht verpflichtet, Museumstouren oder Urlaubsreisen für sie zu organisieren, sagt Brigitte Kleine-Altekamp. Und Geld gibt es nicht für das Engagement, vielmehr muss der Teller Essen mehr eben spendiert werden.

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Warum die Schüler überhaupt hier sind? Ganz unterschiedlich, haben die Gasteltern erfahren. Einer aus China war hier, weil er sich für einen Manga-Contest die Haare wachsen lassen wollte und das zu Hause nicht durfte. Eine Thailänderin hatte das Stipendium gewonnen, weil sie die Beste in Deutsch war. Jeder Jeck sei eben anders.