: Gans arm dran!

Mutwillig plattgefahren, mit Stöcken malträtiert, die Flügel ausgerissen – die Vorfälle häufen sich. Anwohnerin Anja L.* dokumentiert seit Monaten Fälle von Tierquälerei rund um den Weiher in Odenkirchen. Die Opfer: Kanadagänse und Enten. Der StadtSpiegel hat mit der Tierschützerin gesprochen.

Anja L. ist kurz vor der Verzweiflung. Seit 2016 beobachtet die Tierschützerin, wie die Wildgänse am Weiher in Odenkirchen gequält werden. Immer wieder. Von Kindern, in deren Sozialisierung Tierliebe und die Achtung vor dem Leben offensichtlich keine Rolle spielen. Und von Erwachsenen, für die Tiere wertlos zu sein scheinen, Geschöpfe, die man schlagen, mit Steinen bewerfen, überfahren kann.

Wenn Anja L. erzählt, packt sie die Wut, weil nichts geschieht, weil sie nicht weggucken kann und will – und weil es trotz ihrer wiederholten Appelle und ihrer Meldungen beim Veterinär- und beim Ordnungsamt kein Ende nimmt mit der Tierquälerei.

„Seit ich hier wohne, habe ich Tiere verletzt gefunden und tierärztlich behandeln lassen, aber auch viele tote Tiere am Weiher vorgefunden. Auf Anraten einer anderen Tierschützerin dokumentiere ich das alles seit letztem Mai.“

Und dann legt sie ein Foto nach dem anderen vor: Das von dem Küken, dem der linke Flügel abgerissen worden war und das trotz Rettungsmaßnahmen einen Tag später starb. Das von der orientierungslosen Gans mit blutigem Schnabel, bei der ein Tierarzt ein Schlagtrauma feststellte. Vermutlich von den Kindern, die dort immer wieder die Gänse „zum Spaß“ mit Stöcken jagen und schlagen, vermutet Anja L. „Das habe ich immer wieder beobachtet. Ich bin jedes Mal dazwischen, wurde dann von den Eltern übelst beschimpft und angegangen – teils so heftig, dass ich die Polizei dazugeholt habe.“

Und dann war da noch der „Unfall“ auf der Jülicher Straße, einer 30er-Zone. „Ein Mann kam mit schätzungsweise 70 km/h im dunklen Cabrio den Berg runtergebrettert. Ohne abzubremsen fuhr er über eine dort watschelnde Ente hinweg – und eiskalt weiter.

Kontakt zum Veterinär-amt hat Anja L. längst aufgenommen. Man habe versprochen, öfter Streifen zu schicken.

Die Stadt bestätigt das. „Der Kommunale Ordnungs- und Servicedienst wurde beauftragt, Kontrollen durchzuführen“, erklärt Pressesprecher Dirk Rütten. „Es gab auch in der Vergangenheit immer wieder Tierschutzbeschwerden aus dem genannten Bereich. Im Jahr 2019 hat es bereits 52 Präsenzstreifengegeben. Leider konnten dabei keine Feststellungen zu Tierquälereien gemacht werden.“

„Leider“ nicht in diesen Zeitfenstern! Die Bilder sprechen eine klare Sprache. Bitte weiter aufpassen, liebes Ordnungsamt! Kanadagänse sind zwar keine heimischen Vögel – aber sie genießen Asyl bei uns und sollte von jedermann mit Respekt behandelt werden.

* Der Name ist der Redaktion bekannt.