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IHK übergibt Handbuch zu Mikro-Depots an NRW-Verkehrsminister Wüst

IHK Mittlerer Niederrhein hat Studie in Auftrag gegeben : Mikro-Depots als Modell für die Zukunft

In ihrem Bestreben, den innerstädtischen Lieferverkehr für die Zukunft nachhaltiger aufzustellen, hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein eine Machbarkeitsstudie zur Entwicklung sogenannter Mikro-Depots in den Städten Mönchengladbach, Neuss und Krefeld in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse wurden am Donnerstag im Beisein von Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) in Mönchengladbach vorgestellt.

Der Lieferverkehr in Deutschland und weltweit boomt aktuell und wird auch in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Doch damit wachsen auch die Belastungen für die Innenstädte, für den Menschen und für die Umwelt. Staus und Parkplatzmangel führen zum Kollaps der innerstädtischen Infrastrukturen. Auch am Niederrhein weiß man, dass es so nicht weitergehen kann, also haben sich die Entscheidungsträger der drei Städte Mönchengladbach, Neuss und Krefeld zusammengetan, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Ihr Ansatz: Mikro-Depots sollen in Zukunft für eine Entlastung der Citys sorgen. Unter Mikro-Depots versteht man dabei City Hubs, also Umschlagstätten, die sich verschiedene Paketdienstleister teilen und von denen aus Lastenfahrräder oder fußläufige Transporthilfen bestückt werden, mit deren Hilfe Waren dann auf die „letzte Meile“ zu ihren Empfängern gehen.

Nachdem sich ein erster Teil der von der IHK in Auftrag gegebenen Studie bereits der Erarbeitung der Grundlagen für ein dementsprechendes Modell in den drei Kommunen gewidmet hat, wurde nun – mit dem zweiten Teil des Handbuchs „Mikro-Depots im interkommunalen Verbund“ – der Businessplan für eine konkrete Umsetzung vorgelegt. In einer Halle auf dem Areal KoenigsKarree an der Korschenbroicher Straße, die, so die Planung, in der zweiten Jahreshälfte als erstes Mikro-Depot in Mönchengladbach fungieren soll, wurde das Handbuch in Anwesenheit der drei Bürgermeister und weiterer geladener Gäste von IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz an NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst übergeben. Der zeigte sich voller Vorfreude auf die Umsetzung der Konzepte und hob noch einmal hervor, wie wichtig es sei, „die logistischen Prozesse und die Bedürfnisse, die durch diese Prozesse ausgelöst werden, mit unserem Bedürfnis nach sauberen Städten in Einklang zu bringen“. Mit 160 000 Euro hat das Land NRW das Mikro-Depot-Projekt der drei Städte gefördert und für die Zukunft bereits weitere Unterstützungen in Aussicht gestellt. Das Ziel sei aber natürlich, dass das ganze Unterfangen sich am Ende selber trage, wie Dr. Christian Jacobi, Geschäftsführer des hinter der Studie stehenden Unternehmens agiplan, betonte.

In der Folge stellte Dr. Sebastian Stiehm (ebenfalls agiplan) die Ergebnisse der Studie in Kurzform vor und verwies in diesem Zusammenhang auch auf den besonderen Wert der sehr konstruktiven interkommunalen Zusammenarbeit. Diese habe einen großen Anteil daran, dass viele gute Ideen entwickelt werden konnten. Insgesamt würden die Planungen in Mönchengladbach und Krefeld jeweils auf fünf, in Neuss auf vier Mikro-Depot-Standorte abzielen, die sukzessive aufgebaut werden sollen, um dann miteinander je ein örtliches Netzwerk zu bilden.

Bis dahin ist aber noch ein gutes Stück zu gehen, zumal auch Dr. Ulrich Schückhaus, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft der Stadt Mönchengladbach (EWMG) um die bisweilen auftretenden Schwierigkeiten weiß, die verschiedenen Paketdienstleister an einen Tisch und zur Zusammenarbeit zu bringen. „Da will nicht immer jeder mit jedem“, äußerte sich Schückhaus in der Podiumsrunde mit den Vertretern der Städte zum Konkurrenzgebaren mancher Akteure. Und auch Mönchengladbachs Oberbürgermeister Felix Heinrichs räumte ein, dass manchmal auch der Zwang als Mittel herhalten müsse, die Dienstleister ins Boot zu holen. Beispielhaft verwies Heinrichs hier auf die geplante Seestadt mg+, in der viele neue Wohnungen entstehen und künftig 200 000 Menschen leben sollen. „Die Möglichkeit, durch die Seestadt zu fahren und Waren mit dem Laster bis ans Klingelschild zu liefern, wird es hier nicht geben“, so der OB. Stattdessen werde man das Quartier für den Durchfahrts- und Lieferverkehr sperren. Schon deshalb müssten die Zusteller an Alternativen zum herkömmlichen Lieferverkehr interessiert sein.

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Ein großes Lob gab es aber auch noch für die Paketdienstleister, die sich laut Christian Jakobi bei der Studie mit all ihrer Expertise und Praxiserfahrung sehr gut eingebracht hätten. „Genau dieses Praxiswissen ist notwendig, wenn man zu brauchbaren Erkenntnissen gelangen will“, zeigte sich der agiplan-Geschäftsführer dankbar für die Unterstützung der Logistik-Experten. Folglich hochzufrieden war dann auch IHK-Mann Steinmetz mit der Studie, an der neben dem Mülheimer Unternehmen agiplan übrigens auch das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) und die Wirtschaftskanzlei Luther Rechtsanwälte mitgewirkt haben: „Es ist deutlich geworden, dass wir hier eine große Herausforderung erkannt und angenommen haben und dass sich unser Konzept auch wirtschaftlich umsetzen lässt.“