: Kinder sollen wieder lachen

Kenia sei eigentlich für afrikanische Verhältnisse ein weit entwickeltes Land, sagt Jeanette Juch-Niemann, die dort aufgewachsen ist. Klimawandel, AIDS und Korruption hätten das Land aber in den letzten drei Jahrzehnten in die Armut getrieben, vor allem Kinder seien die Leidtragenden. Mit dem Verein OLDRI will die Gladbacherin kenianischen Kindern in ihrem Heimatdorf Kaduong-Nyakach helfen.

. Zu Kenia fällt manch einem „Daktari“ ein oder teure Safari-Reisen mit Elefanten und Giraffen. Doch die Realität der Einheimischen sieht anders aus. „Das HIV-Virus und der Klimawandel haben einen Teufelskreis immer größerer Armut in Gang gesetzt“, sagt Jeanette Juch-Niemann, die vor 40 Jahren nach Deutschland kommt, um zu studieren. Sie hat mit einer Hand voll Gladbachern den Verein OLDRI (Licht in der Dunkelheit) gegründet, will helfen.

Die Leidtragenden seien vor allem die Kinder, sagt die 60-jährige: „Meine Generation ist durch AIDS so gut wie ausgestorben“. Die Kinder würden zu Familienernährern für Alte und Kranke, weil niemand mehr da sei, der sich um den Unterhalt der Familien kümmern könne. „Man sieht die Kinder nicht mehr lachen“. Bis zu 30 Kilometer müssten sie oft laufen, um Lebensmittelreste aufzutreiben. Auf dem Weg drohten Überfälle.

Als Juch-Niemann nach vielen Jahren wieder in ihr Heimatdorf Kaduong-Nyakach in der Provinz Kisumu reist, ist sie entsetzt. „Ich bin eher wieder abgereist, weil ich das Elend nicht ausgehalten habe“, sagt sie, „die Bilder laufen mir bis heute nach“. Dabei ist sie eigentlich nach Kenia gekommen, um dort, wo ihre Wurzeln sind, Kraft zu tanken. Was sie findet sind Dürre, AIDS, Gewalt und Korruption. Und Kinder, die nichts zu essen haben, nicht zur Schule gehen, denen Kleidung und ein Dach über dem Kopf fehlen und die Opfer von Vergewaltigungen sind.

„Zu meiner Zeit war das Feld unser Kühlschrank“, sagt Juch-Niemann. „Was man brauchte, hat man angebaut. Regen und Sonne haben sich zuverlässig abgelöst“. Wenn es heute mal regne, gebe es schreckliche Überschwemmungen, die alles zerstörten. Auf den Äckern wachse nichts mehr.

OLDRI ist ein noch kleiner Verein, der aber Großes vor hat. Immerhin schafft er es schon, den 35 Kindern in der Kita von Kaduong-Nyakach jeden Tag ein Mittagessen zu finanzieren, und das obwohl das Preisniveau in Kenia fast so hoch ist, wie hier. Und ein Blechhaus als Schutz vor Regen hat der Verein auch finanziert.

OLDRI will noch viel mehr Licht ins Dunkel bringen, mehr Essen ausgeben, einen Brunnen für frisches Wasser bauen, den Menschen wieder traditionelles Saatgut besorgen, eine Schule bauen, ein Krankenhaus und ein Kinderheim. „Die Aufklärung über HIV kam zu spät. Die Menschen haben gedacht, das Virus wird durch Essen übertragen“. Um ein Kondom zu bekommen, müsse man oft 20 Kilometer und mehr laufen... „Die Jugendlichen brauchen wieder eine Struktur, müssen raus aus der Spirale von Perspektivlosigkeit, Drogen und Aggression“, sagt Jeanette Juch-Niemann, erst dann könne es richtig bergauf gehen.