: Meine Organe, deine Organe

Über 9 000 Menschen warten deutschlandweit auf eine Organspende. Auf der Spenderseite sieht’s dagegen mau aus: knapp 1 000 sind es. Gesundheitsminister Jens Spahn hat deshalb den Gesetzesentwurf der Widerspruchslösung vorgelegt. Danach würde automatisch jeder als Organspender gelten, der zu Lebzeiten nicht explizit widerspricht. Ist das die Lösung – und wie steht der einfache Bürger eigentlich dazu?

„Gibt es nicht ein Recht zu sagen, ich will mich nicht damit befassen?“, fragt Frank Plasberg in seiner TV-Talkshow „Hart aber fair“ letzte Woche Jens Spahn. Der Gesundheitsminister räumt ein, ja, dies sei ein Eingriff in die Freiheit. Vor allem aber sei es „eine Verpflichtung, sich zu beschäftigen“. Sprich: Wer nach seinem Ableben nichts abgeben will, muss handeln. Ist das richtig? Gladbach gibt bei Facebook Feedback.

„Ich möchte schon noch selbst über meinen Körper entscheiden dürfen!“, schreibt Alexa Hase. Und Barbara Koch pflichtet ihr bei: „Man baut auf die Trägheit der Leute und hofft so auf viele Spender. Wer Spender sein will, braucht keinen Zwang.“

Doch Fakt ist auch: Es gibt deutlich weniger Spender als Menschen, die ein Spenderorgan brauchen.

Frank Pfennig hofft deshalb, „dass das Gesetz kommt. Alle wollen helfen, aber die wenigsten bekommen den Hintern hoch.“

Tatsächlich stehen 84 Prozent der Deutschen einer Organspende positiv gegenüber, aber nur 36 Prozent haben einen Organspendeausweis. „Durch die Widerspruchslösung könnte diese Diskrepanz verringert werden.“, so Miriam Skroblies, Pressestelle des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.

Doch ist nur „Trägheit“ schuld an dieser Diskrepanz? Sogar Experten sehen in den mangelhaften Strukturen der Krankenhäuser eine entscheidende Ursache. Selbst wenn ein Patient mit Organspenderausweis für hirntot erklärt wird, heißt es nicht, dass das Krankenhaus in der Lage ist, zu handeln. Auch die Organspendeskandale der Vergangenheit spielen eine Rolle, wenn es den Bürgern an Vertrauen fehlt.

Spätestens, wenn sich die Widerspruchslösung durchsetzt, wird man sich mit dem Thema Organspende beschäftigen müssen...

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