: Mönchengladbach goes Düsseldorf

Aktenberge, Besprechungen, lange Arbeitstage: Nach gut zwei Jahren Amtszeit haben die beiden Mönchengladbacher CDU-Landtagsabgeordneten Klenner und Boss die Extra-Tipp-Redaktion in ihre Arbeitsstelle am Rhein eingeladen. Dort in Düsseldorf gab’s noch mehr Mönchengladbach.

Halbzeit. Die beiden CDU-Landtagsabgeordneten Jochen Klenner und Frank Boss haben die Hälfte ihrer ersten Legislaturperiode im Landtag geschafft. „Wir sind richtig ins kalte Wasser geworfen worden“, sagt Frank Boss. Inzwischen kennen sie die geschriebenen (keine Speisen und Getränke im Plenarsaal) und ungeschriebenen (keine Journalisten im hauseigenen Bistro „Kaffeeklappe“) „Gesetze“ des Landtags. Wie Frischlinge fühlen sie sich nicht mehr und die Gefahr, sich im verschachtelten 80er-Jahre-Gebäude zu verlaufen, ist gering geworden.

Die Führung beginnt denn auch in einem Geheimgang. „Schleuse M“ steht auf einem kleinen Schild. Es geht durch Feuertüren, an Heizungsrohren vorbei, treppauf, treppab in den Plenarsaal. Eine Abkürzung, um den quälend langsamen gläsernen Besucheraufzug zu umgehen. Außer der Extra-Tipp-Redaktion gibt’s auf der Besuchertribüne noch Schulklassen und Seniorengruppen. Alle werden von Sicherheitskräften kontrolliert.

Die Steuerschätzung des Monats Mai steht auf dem Programm. Für Laien nicht gerade spannend. Der Gladbacher SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Willi Körfges steht für 11.45 Uhr auf der Rednerliste. Andreas Terhaag, FDP, ebenfalls Gladbacher, ist als Schriftführer eingeteilt und sitzt neben dem Landtagspräsidenten. Den Besuchern bietet sich das Bild, das sie aus dem Fernsehen kennen: Ein Teil der Abgeordnetenplätze ist leer. Haben die keine Lust zu arbeiten oder interessiert sie das Thema nicht? „Die eigentliche Arbeit findet hinter den Kulissen statt“, sagt Jochen Klenner, das Plenum sei eigentlich nur das „Schaufenster“ für die Presse. Genau genommen gibt es an Arbeitstagen sogar Anwesenheitspflicht im Gebäude. Und es herrscht ein strenges Regiment: Im Gegensatz zum Rat ist die Redezeit begrenzt und Pünktlichkeit oberstes Gebot. Das gilt auch für Abstimmungen: Wer nicht punktum da ist, dessen Stimme zählt eben nicht. Da die Regierungsmehrheit aus CDU und FDP mit 100 nur eine Stimme mehr hat als die Opposition, nicht ganz unwichtig…

Im ersten Stock viel Mönchengladbach: Eine Ausstellung über das ehemalige JHQ, als die Engländer noch da waren. Viel Glas, viel Parkett: Prominente Politiker laufen vorbei – Ministerpräsident Armin Laschet und Ministerin Ina Scharrenbach. Die Arbeitsplätze der Abgeordneten sind keine Chefbüros mit Vorzimmer. Eher bescheiden müssen sich Boss und Klenner mit ihren Büroleiterinnen Kristina Herbst und Sandra Lohr auf geschätzten 15 Quadratmetern arrangieren, Schreibtisch an Schreibtisch, ohne Schnickschnack. „Als der Landtag gebaut wurde, dachte man, großzügig zu planen“, sagt Jochen Klenner, jetzt knubbelt sich alles, weil die Parteienlandschaft gewachsen ist. Gegenüber noch mehr Gladbach: Ein Raum, der noch keinen Namen hatte, ist nach dem ehemaligen Ministerpräsidenten aus Gladbach, Franz Meyers, benannt worden.

Beim Mittagessen stoßen die beiden Abgeordneten Körfges und Terhaag dazu, beide arbeiten schon seit vielen Jahren im Landtag. Wenn es um Mönchengladbacher Interessen geht, ziehen die vier auch schon mal über Parteigrenzen hinweg an einem Strang. Und auch darin sind sich alle einig: zu wenig Frauen unter den Abgeordneten. „Das ist den Menschen schwierig bis gar nicht erklärbar“, sagt Körfges. Mit oder ohne Frauenquote, das müsse sich ändern in der nächsten Zeit. Zum Abschluss gibt es noch ein Gruppenfoto mit immerhin drei Frauen (aus der Redaktion) vor Rheinhintergrund.