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: Passt doch auf, Ihr Busfahrer!

: Passt doch auf, Ihr Busfahrer!

Sonntagabend unterwegs in der Linie 025. Eine junge Mutter wird von einem Betrunkenen massiv angepöbelt. Der Bus fährt weiter, als wäre nichts. Auch ein Anruf bei der NEW-Beschwerdestelle wird abgebügelt. Was ist da los? Fühlen sich Gladbachs Busfahrer nicht zuständig, wenn’s ums Wohl ihrer Fahrgäste geht? Der Stadt Spiegel fragt nach.

Vanessa Koch sitzt auf dem Platz direkt hinter dem hinteren Einstieg, der Kinderwagen mit ihrer 1 ½ jährigen Tochter steht vor ihr. Ein stark betrunkener Mann setzt sich auf die Bank neben sie, nur der schmale Gang trennt die beiden. Als Töchterchen Amelie anfängt zu weinen, wird der Mann aggressiv. „Kann das Kind nicht die Schnauze halten?“ attackiert er die Mutter, beleidigt und beschimpft sie aufs Übelste. Vanessa Koch bittet ihn, sie in Ruhe zu lassen, mehrfach. Der Mann bedrängt sie aber penetrant. Die anderen vier oder fünf Fahrgäste sehen weg. Doch schlimmer: Auch der Busfahrer ignoriert die Not der jungen Mutter. Er macht keine Durchsage, ruft nicht die Polizei, nichts. Vanessa Koch verlässt schließlich völlig fertig den Bus, während der Pöbler sitzen bleiben darf.

Am Morgen danach ruft die junge Mutter, zusammen mit ihrem Partner, Marlon Wermes, bei der NEW-Beschwerdestelle an und schildert den Vorfall. Der Sachbearbeiter darauf: „Das ist nicht das Problem des Busfahrers. Der muss nur Bus fahren.“

Wie, fragt man sich, mehr nicht? Auf Anfrage bei der NEW spricht diese mit dem beschuldigten Busfahrer und erklärt: „Die Befragung hat ergeben, dass der Busfahrer nichts von einem Vorfall mit einem betrunkenen Fahrgast mitbekommen hat –weder durch Blicke, per Handzeichen, noch durch eine laute Auseinandersetzung. Ihn hat auch kein Fahrgast angesprochen und auf den Vorfall aufmerksam gemacht.“

Vanessa Koch ist sich aber sicher: Ich habe durch den Bus geschrien, das war nicht zu überhören!“ Was stimmt nun? Die NEW gibt an, ihre Fahrer in der Busfahrerschuldung regelmäßig dafür zu sensibilisieren, dass sie, „wenn jemand Hilfe benötigt, oder belästigt wird, über die Leitstelle Unterstützung oder die Polizei rufen.“ Man sei aber auf Hinweise angewiesen, denn der Busfahrer müsse sich in erster Linie auf den Verkehr konzentrieren.“

Ist da möglicherweise etwas bei der Sensibilisierung schiefgelaufen? Muss man einem Busfahrer vielleicht auch einen Vogel-Strauß-Tag zugestehen, in dem er mal nichts sieht und hört von dem, was hinter seinem Rücken passiert?

Eine schwierige Frage, die umso brisanter wird, wenn man weitere Schilderungen der jungen Fahrgäste hört...

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